„Das wird schon wieder“ ist ein Trugschluss!

Versorgung mangelernährter TumorpatientInnen
Interview mit Barbara Contzen

In diesem Herbst greift die ERNÄHRUNGS UMSCHAU das Thema Mangelernährung in der Onkologie auf. Im Beitrag von Dr. Marschal in der Septemberausgabe wurden die schwerwiegenden strukturellen Probleme in der Versorgung der PatientInnen dargestellt. Der vorangehende Special-Beitrag erläutert Ursachen, Folgen und Therapiemöglichkeiten der Mangelernährung. Aber wie sieht die Situation aus der Sicht der ErnährungstherapeutInnen aus? Barbara Contzen, Diätassistentin in eigener Praxis, stellt sich den Fragen der ERNÄHRUNGS UMSCHAU.

Frau Contzen, Sie haben viele Jahre Erfahrung mit der Betreuung onkologischer Patienten1. Welche konkreten Ernährungsprobleme haben diese Patienten, wenn Sie in Ihre Praxis kommen?

Die Patienten klagen in der Regel über Anorexie, Übelkeit und Erbrechen, gastrointestinale Symptome im Sinne eines Wechsels zwischen Diarrhö und Obstipation, Schluckstörungen, Schleimhautentzündungen, Mundtrockenheit – meist verbunden mit Schmerzen beim Essen, Reflux sowie unspezifischen Symptomen wie Schmerzen, erschwerter Atmung, Depression, Kräfteverfall, Schwäche, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Unsicherheit und Angst.

Oft liegt auch nur eine gering ausgeprägte Mangelernährung vor, der noch gut durch eine qualifizierte Ernährungstherapie begegnet werden kann. Allerdings bilden Mangelernährung und Kachexie eine unheilvolle Allianz: Viel zu oft kommen die Patienten zu spät und sind bereits in einem deutlich reduzierten Ernährungszustand. Durch vorangegangene z. B. Radio- und/oder Chemotherapie sind häufig schon Nebenwirkungen eingetreten, die ein normales Essen erschweren oder unmöglich machen. Die oftmals bestehende refraktäre Kachexie, verbunden mit einem Protein-Energy-Wasting, stellt ein Sonderproblem dar, weil die Erkrankung in diesem Zustand bereits eine irreversible Eigendynamik entwickelt hat.2 Hieran wird deutlich, wie wichtig eine rechtzeitige Ernährungstherapie ist.

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1 Zur besseren Lesbarkeit werden in diesem Interview die männlichen Formen verwendet. Gemeint sind jeweils beide Geschlechter.
2 => Erickson et al. in diesem Special, S. M686

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/2018 von Seite M694 bis M698.

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