Evaluierung der Einnahme von Folsäure und Jodid bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund vor und während der Schwangerschaft

  • 15.02.2016
  • Print-Artikel
  • Jörg Hampshire
  • Barbara Pfindel
  • Barbara Freytag-Leyer

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Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 18.05.2015 | Akzeptiert: 06.10.2015

Einleitung

Während der Schwangerschaft besteht u. a. bei Folat und Jodid ein höherer Bedarf verglichen mit Nicht-Schwangeren, der meist nicht über die Nahrungszufuhr gedeckt werden kann. Die Einnahme von entsprechenden Nährstoffsupplementen wird deshalb zusätzlich zu einer folatreichen und jodadäquaten Ernährung u. a. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlen [1, 2].

Die Zufuhrempfehlungen für Jod betragen für Frauen im Alter von 19–51 Jahren 200 μg/Tag, bei Schwangeren 230 μg/Tag [3]. Laut den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie II liegt die Jodzufuhr in der Altersgruppe der Frauen von 19–50 Jahre bei 70–78 μg/ Tag, wobei Jodsalz und mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel nicht enthalten sind [4]. Unter Berücksichtigung einer generellen Anreicherung aller Mischungen und Rezepte mit jodiertem Speisesalz wird eine Jodzufuhr von 173–200 μg/Tag (Altersgruppe 19–50 Jahre) berechnet. Es ist zu vermuten, dass die wahre Jodzufuhr innerhalb des Bereichs ohne und mit Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz liegt [5]. Die Jodzufuhr liegt unterhalb des Referenzwertes. Die Zufuhr an Jod ist selbst bei Nicht-Schwangeren als kritisch einzustufen. Bei Frauen, die jodhaltige Supplemente verwenden, zeigt sich mit 160 μg/Tag dennoch eine Gesamtzufuhr unterhalb des entsprechenden DACH-Referenzwertes [4]. Gesunde Schwangere sollten von Beginn an täglich 100 (bis 150) μg Jod supplementieren. Bei Schilddrüsenerkrankungen soll eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen [6].

Zusammenfassung

Jod und Folat sind von besonderer Bedeutung für Schwangere. Zum Wissen über die Notwendigkeit und zur Anwendung von Jod- und Folsäuresupplementen während der Schwangerschaft wurden 65 schwangere Frauen und Mütter mit türkischem Migrationshintergrund in Fulda befragt. 89 % der Befragten gaben an, mindestens ein Supplement vor/während der Schwangerschaft genommen zu haben. Dieser Wert ist vergleichsweise hoch, jedoch besteht eine große Diskrepanz zur Anzahl der Frauen, die Folsäure und Jod gemäß den Empfehlungen eingenommen haben (27 %), was v. a. auf die niedrigen Raten präkonzeptioneller Supplementeinnahme zurückzuführen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Frauen mit Migrationshintergrund in Fulda Aufklärungsbedarf hinsichtlich einer ausreichenden Supplementation besteht, besonders vor der Konzeption.

Schlüsselwörter: Jodid, Folsäure, Schwangerschaft, Migrationshintergrund, Nahrungsergänzungsmittel



Evaluation of folic acid and iodide supplementation in women with Turkish migration background before and during pregnancy

Introduction

During pregnancy, the requirement of folate and iodide among other nutrients is increased compared to non-pregnant women. Mostly it cannot be met by food intake. Therefore, the German Nutrition Society (DGE) and the Federal Institute for Risk Assessment (BfR), inter alia, recommend the ingestion of suitable dietary supplements in addition to a folate-rich and iodine-adequate diet [1, 2].

The intake recommendations for iodine for women aged 19–51 years are 200 μg/day, 230 μg/day for pregnant women [3]. According to the results of the National Nutrition Survey II, the intake of iodine is 70–78 μg/day in women aged 19 – 50 years, whereby io- dised salt and foods produced with iodised salt are not included [4]. Taking into account a general fortification of all mixtures and recipes with iodised salt, an intake of 173–200 μg/day iodine (age group 19–50 years) is calculated. It can be assumed that the real intake of iodine lies within the range with and without the consumption of iodised salt [5]. The intake of iodine is below the reference value. Even in non-pregnant women, the intake of iodine can be classified as critical. Women using supplements with iodide have an intake of 160 μg/day, which is, however, below the corresponding DACH reference value [4]. From the beginning of their pregnancy, healthy pregnant women should supplement 100 (to 150) μg iodide once a day. In case of thyroid diseases, the physician in charge is to be consulted [6].

Summary

Iodine and folate are of crucial importance for pregnant women. 65 pregnant women and mothers with Turkish migration background living in Fulda were interviewed concerning their knowledge in the necessity and the usage of iodine and folic acid supplements during pregnancy. 89 % of the respondents stated that they had been using at least one supplement before/during pregnancy. This proportion is relatively high but differs essentially from the proportion of women who had been taking folic acid and iodide according to the recommendations (27 %), which is particularly up to the low preconceptional rates. The results indicate a need for information on adequate supplementation especially before conception in women with Turkish migration background in Fulda.

Keywords: iodide, folic acid, pregnancy, migration background, dietary supplements



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/16 von Seite 32 bis 35.

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