Steuer auf zuckerhaltige Getränke und Einflussnahme der Industrie zur Verhinderung regulatorischer Maßnahmen

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Peer-Review-Verfahren | Eingereicht: 24.07.2017 | Angenommen: 18.10.2017

Einleitung

Deutschland gehört beim Konsum zuckerhaltiger Getränke weltweit zu den Top Ten [1] und liegt auch beim Saftkonsum im europäischen Vergleich weit vorne [2]. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland pro Kopf durchschnittlich etwa genauso viel zuckerhaltige Getränke wie Mineralwasser getrunken: 116 L Erfrischungsgetränke, 33 L Saft und 153 L Mineralwasser [3]. Vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nehmen größere Mengen zuckerhaltiger Getränke zu sich: Bei ihnen entfällt fast die Hälfte der konsumierten Getränke auf Saft und Erfrischungsgetränke [4].

Zuckerhaltige Getränke tragen zur Entstehung von Adipositas [5], Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) [6] und Karies bei [7, 8]. Eine besondere Bedeutung haben dabei Adipositas und DMT2, denn diese sind wichtige Ursachen für mehrere schwerwiegende Erkrankungen, eine verringerte Lebensqualität und Lebenserwartung [9, 10] (• Abbildung 1). Die Verbreitung von Adipositas und DMT2 in der Bevölkerung hat besorgniserregende Ausmaße angenommen. So sind in Deutschland 18 % der Erwachsenen adipös, Tendenz steigend [11], und selbst 6 % der Kinder und Jugendlichen sind stark übergewichtig [12]. An Diabetes (Typ 1 und Typ 2, ohne Schwangerschaftsdiabetes) leiden in Deutschland 7,7 % der Erwachsenen [13].

Abstract

In Deutschland ist der Konsum zuckerhaltiger Getränke im weltweiten Vergleich hoch. Zuckerhaltige Getränke tragen zur Entstehung von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 bei. Die Folgeerkrankungen stellen das Gesundheitssystem vor eine große Herausforderung. Daher gilt es, diese Erkrankungen von vorneherein zu verhindern. Eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke kann als Bestandteil einer umfassenden Strategie einen wichtigen Beitrag zur Adipositasprävention leisten, wie die Erfahrung aus Mexiko, Frankreich und den USA zeigt. Die Lebensmittelindustrie versucht mit denselben Taktiken wie die Tabakindustrie, wirksame regulatorische Maßnahmen zu verhindern. Mit einem starken politischen Willen, Unterstützung aus Fachkreisen und der Bevölkerung ist es aber möglich, eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke auch gegen den massiven Widerstand der Industrie einzuführen.

Schlüsselwörter: Adipositas, Prävention, Lebensmittelindustrie, Zuckersteuer, Ernährungspolitik



Peer-reviewed | Manuscript received: 24.07.2017 | Revision accepted: 18.10.2017

Tax on sugar sweetened beverages and influence of the industry to prevent regulation

Abstract

Consumption of sugar sweetened beverages in Germany is high compared to other nations worldwide. Sugar sweetened drinks contribute to the development of obesity and type 2 diabetes mellitus. Secondary diseases are presenting the health care system with enormous challenges, which is why prevention of those diseases must be a priority. A tax on sugar sweetened beverages as part of a comprehensive strategy can contribute substantially to obesity prevention, as experience has shown in Mexico, France, and the USA. The food industry is using the same tactics as the tobacco industry to prevent effective regulation. With strong political will and support from professionals and the public, however, it is possible to introduce a tax on sugar sweetened beverages despite massive resistance by the industry.

Keywords: obesity, prevention, food industry, sugar tax, nutrition policy

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 2/2018 von Seite M82 bis M89.

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