Ernährungsversorgung und Umgang mit Ernährungsversorgungsproblemen in stationären Senior*inneneinrichtungen

  • 15.04.2025
  • Print-Artikel
  • Franziska Kochler
  • Maren Peuker
  • Kathrin Kohlenberg-Müller

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 28.04.2024; Überarbeitung angenommen: 21.10.2024

Eine deskriptive Studie aus der Perspektive des Pflegepersonals

Einleitung

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird Schätzungen zufolge auf 6,5 Mio. im Jahr 2050 steigen [1]. Der Anteil vollstationär in Heimen versorgter Pflegebedürftiger wächst mit zunehmendem Alter an und lag in 2021 bei 16 % von insgesamt 4,96 Mio. Pflegebedürftigen [2]. Bewohner*innen von Senior*inneneinrichtungen wird eine umfassende pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung angeboten [3], zu der auch die Vollverpflegung zählt [4]. Neben der Qualität des Verpflegungsangebots spielen auch die Beobachtung des Essverhaltens und die Unterstützung bei der Essensaufnahme durch das Pflegepersonal eine wichtige Rolle. Durch die Bezugspflege1 kennt dieses die Bedürfnisse der Senior*innen und ist mit ihren Wünschen vertraut. Mit pflegerischer Kompetenz schätzt das Pflegepersonal die individuelle Ernährungssituation ein und nimmt Abweichungen, die im Zusammenhang mit der Essensaufnahme und Essensmenge der Bewohner*innen2 stehen, als Ernährungsversorgungsprobleme wahr. Da die Bewohner*innen meist bis zu ihrem Lebensende in den Einrichtungen wohnen, sind eine kontinuierlich individuelle und bedarfsdeckende Ernährungsversorgung und passgenaue Ernährungsintervention von großer Bedeutung [4].

In Pflegeheimen besteht ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung und deren gravierende Folgen. Appetitlosigkeit, Schluckstörungen und kognitive Beeinträchtigungen erschweren die Nahrungsaufnahme pflegebedürftiger Menschen oder machen sie (teilweise) sogar unmöglich. Vorliegende Erkrankungen gehen häufig mit einer gestörten Nährstoffverwertung und/oder einem erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf einher [5]. Die Auswertungen der nutritionDay-Daten 2018 für Deutschland zeigten eine Prävalenz von Untergewicht bei 23 % der Pflegeheimbewohner*innen, 14 % wiesen einen unbeabsichtigten Gewichtsverlust auf und 10,5 % wurden vom Pflegepersonal als mangelernährt eingestuft [5]. ...

Abstract

In stationären Senior*inneneinrichtungen ist die Prävalenz von Ernährungsproblemen hoch. Ziel der quantitativen Studie war es, die Ernährungsversorgung sowie den Umgang mit Ernährungsversorgungsproblemen aus der Perspektive des Pflegepersonals zu erheben.
Die Paper-Pencil-Befragung richtete sich an Pflegefachkräfte, Pflegehelfer*innen und zusätzliche Betreuungskräfte aus sechs stationären Senior*inneneinrichtungen eines Trägers. Von den 104 Datensätzen konnten 80 statistisch ausgewertet werden, offene Fragen wurden durch die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert.
Insbesondere Pflegefachkräfte und -helfer*innen geben an, für die Erfassung und Lösung von Ernährungsversorgungsproblemen der Bewohner*innen zuständig zu sein. Dazu kommen vielfältige Methoden wie Beobachtungen des Ess- und Trinkverhaltens oder Ernährungs-/Tellerprotokolle zum Einsatz. Ernährungsversorgungsprobleme der Bewohner*innen zu lösen, gelingt ihrer Einschätzung nach 18,7 % der Teilnehmenden häufig, 40,0 % eher häufig. Die Mehrheit ordnet ihr Ernährungswissen als mittelmäßig ein.
Zur Erfassung und Lösung von Ernährungsversorgungsproblemen der Bewohner*innen besteht Schulungsbedarf für das Pflegepersonal. Die Expertise von Ernährungsfachkräften sollte stärker integriert werden, um die Ernährungsversorgung der Bewohner*innen zu verbessern.



Peer reviewed / Manuscript (original) submitted: 28.04.2024; revision accepted: 21.10.2024

Provision of adequate nutrition and dealing with obstacles to delivering adequate nutrition in care facilities for the elderly

A descriptive study from the perspective of care home staff

Abstract

The prevalence of nutritional problems is high in care homes for the elderly. The aim of the quantitative study was to investigate the provision of nutrition and how care home staff deal with nutritional supply problems from their perspective.
The paper-and-pencil survey was aimed at general nursing care staff, assistant care staff and other caregiving staff from six care homes for the elderly run by a single organization. Of the 104 datasets, 80 were able to be statistically assessed, and the open questions were analyzed using qualitative content analysis according to the Mayring method. General nursing care staff and nursing assistants in particular stated that they were responsible for identifying and solving problems with residents’ nutrition. To do this, they use a variety of methods such as observing eating and drinking behavior or nutrition/plate protocols. 18.7% of the respondents said they often succeeded in solving the residents’ nutritional supply problems, and 40.0% said they were quite often able to do so. The majority of respondents rated their nutrition knowledge as average.
Care home staff require training in identifying and solving residents’ nutritional supply problems. The expertise of nutrition professionals should be more fully integrated into care homes to improve residents’ nutrition.

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2025 auf den Seiten M212 bis M221.

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