Landwirtschaft und Umweltauswirkungen: Dünger, Gülle und Mist - Trinkwasser könnte bis zu 45 % teurer werden

  • 12.07.2017
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  • Redaktion
  • Stella Glogowski

Unser Grundwasser ist hohen Belastungen mit Nitrat aus der Landwirtschaft ausgesetzt: Über 27 % der sog. Grundwasserkörper überschreiten derzeit den Grenzwert für die Nitratkonzentration von 50 mg/L. Wenn die Nitrateinträge nicht sinken, werden Wasserversorger zu teuren Aufbereitungsmethoden greifen müssen, um das Rohwasser von Nitrat zu reinigen. Einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zufolge könnte dies die Trinkwasserkosten um 55–76 Cent pro Kubikmeter erhöhen. Das entspricht einer Preissteigerung von 32–45 %.

Grund für die hohe Nitratbelastung sind im Zuge der intensiven Tierhaltung auf den Feldern ausgebrachte Gülle und Mist sowie hohe Einträge der im konventionellen Pflanzenanbau verwendeten Mineraldünger. Wasserversorger versuchen bereits heute, das Wasser zu schützen, indem sie die darüber liegenden Flächen selbst pachten, Brunnen verlagern oder belastetes mit unbelastetem Wasser mischen. Diese Kosten fließen bereits in den Trinkwasserpreis mit ein. Neuregelungen in der Düngeverordnung sollen die Belastungen künftig so weit senken, dass den Trinkwasserkunden die teure Aufbereitung erspart bleibt. „Falls sich diese Belastungen nicht verringern, müssten weitere und strengere Auflagen für die Landwirtschaft erfolgen“ so Maria krautZberger, Präsidentin des UBA.

Kommentar der Redaktion: (stg) Die Nitratbelastung unseres Grundwassers durch die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Mineraldünger und die intensive Tiermast mit hohem Aufkommen an Gülle und Mist verdeutlicht die Problematik der externen Kosten der industriellen Landwirtschaft: Die Kosten der Überdüngung werden von den Wasserkunden bzw. Steuerzahlern bezahlt, nicht von den Verursachern. Bio-Landwirtschaft versucht bspw. durch Kreislaufwirtschaft, Erhalt der Artenvielfalt und Verzicht auf Mineraldünger die externen Effekte und somit externen Kosten der Erzeugung möglichst gering zu halten. Dieser Aufwand bedingt einen Teil der höheren Preise von Bio-Produkten. Wären solche externen Kosten im Produktpreis von konventionell erzeugten Waren enthalten, wäre der Preisunterschied zwischen ökologisch und konventionell produzierten Lebensmitteln deutlich geringer und die Last der externen Kosten gerechter verteilt.



Vorsorge ist billiger als Reparatur

Die Reinigung von mit Nitrat belastetem Grundwasser kann in Deutschland zwischen 580 und 767 Mio. € pro Jahr kosten – Maßnahmen zur novellierten Düngeverordnung kosten die Landwirtschaft nur bis zu 111,7 Mio. €/Jahr, also nur einen Bruchteil dessen, den die betroffenen Trinkwasserkunden zu bezahlen hätten.



Quelle: UBA, Pressemeldung vom 09.06.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 auf Seite M371.

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