Agrar- und Ernährungswende: Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen

Eine umfassende Transformation auf weltweit nachhaltigere Agrar- und Ernährungssysteme könnte laut eines umfassenden Berichts [1] von Forschenden der Ökonomie und aus der Food System Economics Commission (FSEC) Gewinne in Höhe von 5–10 Bio. US-Dollar erzielen, indem sie globale Klima-, Umwelt- und Gesundheitsprobleme lindert.

Die Studie zeigt, dass aktuell mehr Wertschöpfung zerstört als hervorgebracht wird und dass eine Überarbeitung der politischen Rahmenbedingungen für Ernährungssysteme dringend erforderlich ist. Außerdem wären die Kosten einer Transformation viel geringer als der potenzielle Nutzen, der vielen hundert Mio. Menschen ein besseres Leben ermöglichen würde.
Laut Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und FSEC-Initiator, fallen die Kosten, die durch unser schlecht funktionierendes Ernährungssystem entstehen, vermutlich noch höher aus als bisher geschätzt. „Der einzige Weg, […], ist der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die Bewahrung der Natur und die Umwandlung der Agrar- und Ernährungssysteme von einer Quelle für Treibhausgase hin zu einer Senke. Damit hängt die Zukunft der Menschheit auf der Erde von diesem globalen Ernährungssystem ab“, fügt er hinzu.
Der FSEC-Bericht zeigt, was bis 2050 passieren würde, selbst wenn die politischen Entscheidungsträger alle derzeitigen Verpflichtungen einhalten: Die Ernährungsunsicherheit wird in einigen Teilen der Welt immer noch dazu führen, dass 640 Mio. Menschen unterernährt sind, während Übergewicht weltweit um 70 % zunehmen wird. Die Ernährungssysteme werden weiterhin für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein und so auch bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Erwärmung von 2,7 °C im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten beitragen. Zudem wird die Nahrungsmittelproduktion zunehmend anfällig für den Klimawandel, da auch die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen drastisch zunehmen wird.
Der Bericht stellt zugleich fest, dass bis 2050 bessere Strategien und Maßnahmen dazu führen könnten, Unterernährung zu überwinden und insgesamt 174 Mio. Menschen vor einem vorzeitigen Tod durch ernährungsbedingte chronische Krankheiten zu bewahren. Die Ernährungssysteme könnten bis 2040 zu Netto-Kohlenstoffsenken werden und so dazu beitragen, die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 1,5 °C zu begrenzen, zusätzliche 1,4 Mrd. Hektar Land zu schützen, die Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft fast zu halbieren und den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Darüber hinaus könnten 400 Mio. Beschäftigte in der Landwirtschaft auf der ganzen Welt ein ausreichendes Einkommen erzielen. „Die Kosten für diese Transformation – schätzungsweise 0,2 bis 0,4 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung pro Jahr – sind gering im Vergleich zu den Vorteilen, die sich daraus ergeben würden […]“, sagt Hermann Lotze-Campen, FSEC-Kommissionsmitglied und Leiter der Forschungsabteilung „Klimaresilienz“ am PIK.

Literatur
1. Ruggeri Laderchi C, Lotze-Campen H, DeClerck F, et al.: Global Policy Report. The economics of the food system transformation. Food System Economics Commission (FSEC), 2024. foodsystemeconomics. org/wp-content/ uploads/FSEC-GlobalPolicyReport- February2024.pdf (last accessed on 13 March 2024).

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressemeldung vom 29.01.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2024 auf Seite M194.

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