Schulverpflegung: (Nicht-)Teilnahme am Schulessen

(spr) Warum nutzen viele Schüler*innen das Verpflegungsangebot an ihrer Schule nicht? Dieser Frage ist die Arbeitsgruppe um Prof. Susanne Borkowski der Hochschule Magdeburg-Stendal mit drei Erhebungen im Rahmen von Workshops an fünf regionalen weiterführenden Schulen sowie im Kreisschülerrat nachgegangen. Die Umfragen fanden nach Altersgruppen differenziert zwischen April 2021 und Juli 2022 statt.

Die Ergebnisse zeigen, dass zum einen qualitative Mängel der Speisen beklagt wurden: So war die Konsistenz teilweise matschig, das Essen war nicht heiß genug, die Portionen wurden öfter als zu klein beschrieben (dennoch wurde nicht immer ein Nachschlag gewährt).
Zum anderen waren die Rahmenbedingungen relevant für die Abwahl des Schulessens. Lange Wartezeiten führten zu Engpässen, sodass die Mahlzeit in den verbleibenden 20 Minuten nicht aufgegessen werden konnte. Da auch nichts mitgenommen werden durfte, mussten die Reste entsorgt werden.
Insbesondere ältere Schüler*innen bemängelten unattraktive Räumlichkeiten und Ausstattung. Es sei zu laut und unbequem, mitunter seien die Sitzgelegenheiten und Tische zu knapp. Auch die Lage, Gestaltung und Geruchsbelästigung sowie Plastik- und Alugeschirr wurden genannt. Hinzu kommt eine unbefriedigende Kommunikation, z. B. bezüglich des Speiseplans und der Inhaltsstoffe.
Die soziale Komponente war ein weiterer Faktor. Die Befragten wünschten sich zwar die gemeinsame Mahlzeit mit ihren Lehrer*innen und Freund*innen, aber nicht unter den gegebenen Bedingungen. Das gemeinsame Kochen und die Gemeinschaft am Mittagstisch hat einen sehr hohen Stellenwert, daher präferieren viele Schüler*innen das Familienessen zu Hause.
In den Workshops wurden mit den Betroffenen konstruktive Optimierungsvorschläge und Handlungsempfehlungen an den teilnehmenden Schulen erarbeitet (z. B. kostenloses Wasser oder Tee zum Mittagessen, Buffet, frisch gekochte Speisen, Schülerküche u. a.).
Die Schüler*innen wünschen sich mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten, sei es bei strukturellen Fragen wie z. B. der Raumgestaltung und der Pausenzeiten oder bei der Speisenauswahl. Eine optimierte Kommunikationskultur und die curriculare Einbindung der Ernährungsthemen in den Unterricht könnten ebenfalls zu einer Verbesserung der Situation und einer Stärkung des Ernährungsbewusstseins beitragen. Herausfordernd seien allerdings strukturelle Hürden, insb. Kostenfaktoren und hoher bürokratischer Aufwand, z. B. für die Beantragung von Kostenübernahmen.

Quellen:



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2023 auf Seite M408.

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