Sport: Prävention und Behandlung von Muskelkrämpfen

(lb) Die Einnahme von Magnesium gilt als eine gängige Methode zur Vorbeugung und Behandlung von Muskelkrämpfen im Sport. Dass die Wirkung jedoch wissenschaftlich nicht belegt werden konnte [1], wirft die Frage auf, was wirklich bei Muskelkrämpfen hilft und wie Sportler*innen dem Auftreten präventiv entgegenwirken können.

Was hilft bei trainingsassoziierten Muskelkrämpfen wirklich? © Zbynek Pospisil/iStock/Getty Images Plus
Was hilft bei trainingsassoziierten Muskelkrämpfen wirklich? © Zbynek Pospisil/iStock/Getty Images Plus

In einer Übersichtsarbeit, erschienen im Januar 2022 im Journal of Athletic Training, stellen fünf Autor*innen 16 evidenzbasierte Empfehlungen zusammen, die zur Prävention und Behandlung von trainingsassoziierten Muskelkrämpfen beitragen sollen [2]. Anhand der Evidenzskala, „Strength of Recommendation Taxonomy“ (SORT) wurden die einzelnen Empfehlungen mit den Buchstaben A, B oder C auf ihre wissenschaftliche Belegbarkeit hin bewertet, wobei A für den höchsten und C für den niedrigsten Evidenzgrad stehen [3].
Aus den sechs Empfehlungen zur Behandlung von Muskelkämpfen wurden zwei mit dem Buchstaben A benotet. Als sicherste und effektivste Behandlung bei einem akuten Krampf wird eine statische Dehnung des betroffenen Muskels empfohlen (Evidenzgrad A). Von einer Einnahme chininhaltiger Produkte (z. B. Tonic Water) wird entschieden abgeraten (Evidenzgrad A). Dagegen soll der Verzehr von Lebensmitteln, die Essigsäure oder Capsaicin enthalten, zur Linderung akuter Muskelkrämpfe beitragen können. Denn die beiden Inhaltsstoffe wirken als TRP(transient receptor potential channels)-Rezeptor-Agonisten und sollen eine hemmende Wirkung auf die Nervenfunktion haben. Die Verabreichung sollte dabei selten und in kleinen Mengen (< 100 mL) erfolgen. Diese Empfehlung wurde mit der Note B bewertet, die nun folgenden mit einem C. Ist der Krampf abgeklungen, sollte eine bequeme Position eingenommen werden, wobei eine sanfte Dehnung der Muskeln weiterhin erfolgen kann. Daraufhin können kohlenhydrat- und elektrolythaltige Getränke zu sich genommen werden. Falls eine orale Flüssigkeitszufuhr nicht möglich ist, kann diese auch intravenös erfolgen.
Grundsätzlich liegt bei der Prävention trainingsassoziierter Muskelkrämpfe der Fokus auf der individuellen Ermittlung möglicher extrinsischer und intrinsischer Risikofaktoren. Wird bei einer Anamnese neuromuskuläre Ermüdung als möglicher Faktor für Muskelkrämpfe festgestellt, sollen eine neuromuskuläre Umerziehung und Krafttraining angesetzt werden. Ebenfalls wichtig ist es, das Training unter wettkampfähnlichen Bedingungen zu gestalten. Dabei sollten geeignete Ruhezeiten eingeplant werden, um die Gefahr möglicher Muskelschäden zu reduzieren. Sportler*innen wird außerdem empfohlen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die die individuellen Bedarfe an Flüssigkeit, Kohlenhydraten und Elektrolyten deckt. Die Präventionsmaßnahmen bekamen lediglich die Noten B und C.
Im Allgemeinen schlussfolgerten die Autor*innen, dass bzgl. der Prävention und Behandlung trainingsassoziierter Muskelkrämpfe weiterer Forschungsbedarf besteht.

Literatur
1. Verbraucherzentrale NRW: Wussten Sie schon… dass zu viel Magnesium schädlich ist? Pressemeldung vom 23.02.23
2. Miller K, McDermott B, Yeargin S, et al.: An evidence-based review of the pathophysiology, treatment, and prevention of exercise-associated muscle cramps. J Athl Train 2022; 57: 5–15.
3. Ebell M, Siwek J, Weiss B, et al.: Strength of Recommendation Taxonomy (SORT): a patient-centered approach to grading evidence in the medical literature. Am Fam Physic 2004; 69(3): 548–56.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2023 auf Seite M409.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter