Rezepte und Zutaten fertig zusammengestellt liefern lassen: Kochboxen

Kochboxen sind Abonnements von Online-Anbietern, bei denen der Kunde regelmäßig frische Zutaten inklusive Rezepte nach Hause geliefert bekommt. Die Rezepte werden vom Anbieter ausgewählt, ebenso werden alle hierfür benötigten Zutaten bereits fertig zusammengestellt. Der Kunde muss lediglich die Gerichte nach den vorgegebenen Rezepten kochen.

Wie funktioniert eine Kochbox?
Für Kochboxen gibt es inzwischen zahlreiche Angebote auf dem Markt. Zunächst sucht der Kunde online oder bei einigen Anbietern auch per App eine passende Bestellvariante aus: Gewählt werden können z. B. die Personenanzahl, die Häufigkeit der Lieferung und meist auch themengebundene Kochbox-Typen (z. B. vegetarisch, kinderfreundlich, zum Abnehmen).

Die Preise für ein Gericht liegen zwischen 4,16 € und 11,90 € pro Person, die Bezahlung erfolgt online/per App. Bei einigen Anbietern wie „Hello Fresh“ kann man einen genauen Lieferzeitraum bestimmen (innerhalb eines Zeitfensters von einer Stunde). Andere Anbieter wie „Kukimi“ liefern nur an wenigen Tagen der Woche. Der Anbieter „Home eat home“ hat über Berlin verteilt Kühlstationen an öffentlichen Orten eingerichtet, an denen man die Kochboxen selbst abholt.

Geliefert bekommt man ein Päckchen mit frischem Gemüse, portionierten Gewürzen, Milchprodukten, Reis/Nudeln/Kartoffeln etc. – eben allen Zutaten, die man für das entsprechende Gericht braucht – sowie bebilderten Kärtchen, auf denen die Zubereitung des Rezepts detailliert beschrieben ist. Die Rezepte sind meist einfach zuzubereiten und abwechslungsreich gestaltet. Viele der Anbieter werben damit, ständig neue Rezepte im Angebot zu haben, sodass keine Langeweile aufkommt.

Die Vertreiber bieten ihre Kochboxen überwiegend im Abonnement an – Ausnahme ist aktuell (Stand August 2016) u. a. der Anbieter „kochboxprofis“ mit der Möglichkeit zur einmaligen Bestellung (von mind. 3 Gerichten). Die Abonnements sind in der Regel sehr flexibel gestaltet: Der Kunde kann auf unbestimmte Zeit pausieren, Liefermengen können geändert, Rezepte ausgetauscht werden und das Abo kann kurzfristig gekündigt werden. Dennoch zielen die meisten Angebote darauf ab, dass der Kunde regelmäßig eine Kochbox erhält. Eine Woche im Voraus verschicken die Anbieter eine E-Mail, in der die Gerichte für die nächste Woche angekündigt werden. Der Kunde hat dann die Möglichkeit, Gerichte, die er nicht mag, gegen andere auszutauschen oder zu pausieren.

Für wen sind Kochboxen geeignet?
Anbieter von Kochboxen, welche die zusammengestellten Zutaten nach Hause liefern, (u. a. „Hello Fresh“, „Marley Spoon“ und „Kochzauber“) möchten ihren Kunden die Frage „Was koche ich heute Abend?“ erleichtern und ihnen den Weg zum Supermarkt abnehmen. Sie richten sich damit an Verbraucher, die weniger Zeit für den Lebensmitteleinkauf aufwenden möchten, möglicherweise aber auch Unterstützung bei der Zubereitung suchen, in Form von genauen Anleitungen und portionierten Zutaten, oder sich neue Inspiration bei der Rezeptauswahl wünschen. Aber auch für Berufstätige, die spät nach Hause kommen und dann häufig auf Lieferdienste zurückgreifen, sollen Kochboxen nach Angaben der Anbieter eine frischere und günstigere Alternative sein. Für ältere oder beeinträchtigte Menschen, die keine schweren Tüten tragen möchten, könnten Kochboxen eine Erleichterung sein, vorausgesetzt, sie werden bis in die Wohnung geliefert.

Unter den Nutzern wird nach Angaben der Vergleichsplattform www.kochboxchecker.de bemängelt, dass keine Kochboxen für Singles angeboten werden: Die meisten Angebote sind auf mindestens zwei Personen pro Rezept ausgelegt (Ausnahme z. B. „kochboxprofis“ mit einem Angebot für Singles). Für Verbraucher, die sich vorgenommen haben, häufiger selbst zu kochen und z. B. weniger Fast Food oder Convenience-Produkte zu konsumieren, könnten Kochboxen ein guter Einstieg sein. Die Rezepte setzen keine fortgeschrittenen Kochkenntnisse voraus und laden dazu ein, Neues zu probieren. Zudem ersparen sie langes Suchen nach einzelnen Zutaten. Die Rezepte sind nach Angaben der Anbieter bereits in 30 Minuten tischfertig. Ob diese Angabe realistisch ist, ist bisher nicht überprüft worden.

Weniger geeignet sind Kochboxen für Verbraucher, die gerne einkaufen, sich ungern im Vorhinein festlegen und beim Einkauf oder dem Blick in den Kühlschrank spontan entscheiden, was sie kochen wollen, eine größere Erfahrung mit Rezepten und deren Zubereitung haben oder die sich das Kochbox-Angebot schlicht nicht leisten können.

Neben den klassischen Anbietern sprechen „Eating with the Chefs“ und „Kukimi“ mit einem noch weiter vorgefertigten Angebot eine gezieltere Kundschaft an. „Eating with the Chefs“ bietet Gerichte von Sterneköchen für zuhause an, hier kann man sich ein komplettes „Sterne“-Menü mit passenden Getränken liefern lassen. „Kukimi“ richtet sich an Personen, die abnehmen möchten und liefert ein Diätprogramm mit ein oder zwei Mahlzeiten pro Tag für 1–8 Wochen. Beide Anbieter liefern die fertigen Mahlzeiten in sog. Sous-vide-Päckchen (im Plastikbeutel vorgegart) und setzen somit keinerlei Kochkompetenz voraus; die Gerichte müssen lediglich im heißen Wasserbad erwärmt werden.

Wie erfolgreich ist das Konzept?
Der Marktführer „Hello Fresh“ wurde 2011 von zwei jungen Unternehmern in Deutschland gegründet. Das inzwischen global agierende Unternehmen liefert Kochboxen in sieben Ländern aus. Obwohl das Unternehmen noch keine Gewinne schreibt, sind deutlich steigende Umsatzzahlen zu verzeichnen. Während die Umsätze im Jahr 2014 bei 70 Mio. € lagen, stiegen sie im Jahr 2015 bereits auf 304 Mio. €. Ende 2015 lieferte „Hello Fresh“ jeden Monat 7,2 Mio. Mahlzeiten aus und hatte 787 000 regelmäßige Abonnenten weltweit. Auch der Konkurrent „Marley Spoon“ liefert bereits in sechs Ländern. Im Gegenzug haben auch einige Anbieter bereits wieder aufgegeben, der Markt ist also in Bewegung.

Gesundheit, Frische, Nachhaltigkeit
Mit 500–800 kcal pro Gericht bieten Kochboxen durchaus eine energieärmere Variante als Anbieter von Fast Food oder Fertiggerichten. Die Gerichte der Diätküche „Kukimi“ liegen sogar nur bei 450 kcal, womit durchaus mit Gewichtabnahmeerfolgen zu rechnen ist – vorausgesetzt man hält sich an das Programm. Gekocht wird bei allen nur mit frischen Zutaten, ohne Fertigmischungen oder Convenience-Produkte. Die Anbieter bevorzugen nach eigenen Aussagen Bioprodukte und Fleisch aus artgerechter Haltung. Auch arbeiten sie vorwiegend mit regionalen Erzeugern zusammen und beziehen Obst und Gemüse z. T. direkt vom Bauern. Wie hoch der Bioanteil tatsächlich ist und was die Anbieter unter regional verstehen, bleibt allerdings offen.

Unter den zahlreichen Testberichten, die im Internet zu finden sind, wurden die Lebensmittel fast immer in einem frischen und gut gekühlten Zustand geliefert. Roch der Fisch einmal unangenehm oder war ein Gemüse schon etwas faul, wurde der Preis zurückerstattet.

Ein großer Nachteil in puncto Nachhaltigkeit ist der Verpackungsmüll. Schließlich werden 2–5 Gerichte in einem großen Karton geliefert. Milchprodukte oder Fleisch werden mit speziellen Akkus gekühlt, teilweise liefern die Paketdienste die Päckchen auch mit Kühlautos. Zudem werden viele Lebensmittel nochmals einzeln verpackt, z. B. auch 5 Gramm Parmesan oder einzelne Chilischoten. Bei den Anbietern, die Gerichte vorgegart anbieten, sind zusätzlich alle Bestandteile einzeln in Sous-vide-Plastikbeuteln verpackt. Zwar achten alle Anbieter auf recyclingfähige Materialien und bieten teilweise eine Rücknahme des Verpackungsmülls an, dennoch würde bei einem Einkauf im Supermarkt weniger Müll anfallen.

Die Anbieter werben im Gegenzug aufgrund der passgenauen Verwendung der gelieferten Zutaten mit einer Reduktion der Lebensmittelabfälle. Dies setzt jedoch voraus, dass der Kunde bereit ist, seine Mahlzeiten mehrere Tage im Voraus zu planen und dann auch tatsächlich zu kochen. Unter Berücksichtigung der sozialen Nachhaltigkeit wird auch kritisiert, dass E-Commerce langfristig stationäre Einzelhändler verdrängen könnte und immer mehr Lieferdienste das Verkehrsaufkommen erhöhen.

Fazit
Für Personen, die gewöhnlich selten kochen und bevorzugt auf Fast Food oder Fertiggerichte zurückgreifen, stellen Kochboxen eine gesündere und frischere Alternative dar. Es ist vorstellbar, dass sie den Einstieg in ein selbstbestimmteres Essen erleichtern und Koch- und Lebensmittelkompetenzen bei dieser Zielgruppe fördern können. Kochboxen sind jedoch teurer als der Einkauf im Supermarkt. Bei einem Vergleich zwischen „Hello Fresh“ und vergleichbaren Produkten der Supermarktkette Kaiser‘s war die Kochbox um fast 50 % teurer. Für den Großteil der Verbraucher könnten Kochboxen damit hin und wieder eine erfrischende Abwechslung zum Kochalltag darstellen. Den Gang zum Supermarkt können sie aber derzeit nicht ersetzen.

Quellen: eating.de; www.hellofresh.de; www.home-eat-home.de; www.kochboxchecker.de; kochboxprofis.de; www.kochzauber.de; www.kommtessen.de; kukimi.de; www.marleyspoon.de 

Eva-Maria Endres
Hufelandstr. 19
10407 Berlin
E-Mail: eva.endres@gmx.de



Den Artikel inkl. Tabelle 1 finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/16 von Seite M500 bis M501.

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