Vitaminversorgung: Vitamin-D-Spiegel während der Pandemie gesunken

Die COVID-19-Pandemie hatte Auswirkungen auf die Gesundheit weit über Infektionen hinaus. Ein Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) um die Epidemiologin Prof. Eva Grill zeigt nun erstmals auf Bevölkerungsebene, dass auch die Vitamin-D-Spiegel während der Pandemie signifikant niedriger waren als zuvor [1].

Für ihre Studie analysierten die Forschenden anonymisierte Routinedaten von 292 187 Patient* innen aus ganz Bayern, sowohl aus dem ambulanten als auch aus dem stationären Bereich. Die Daten stammen aus Laborinformationssystemen als Teil einer datenschutzkonformen Forschungsplattform.
Die Wissenschaftler*innen verglichen Laborwerte zwei Jahre vor der Pandemie (März 2018 bis Februar 2020) und zwei Jahre während der Pandemie (März 2020 bis Februar 2022). Ihre Ergebnisse zeigen, dass der mittlere Serumspiegel an 25-Hydroxyvitamin D in diesem Zeitraum von 26,7 μg/L auf 26,0 μg/L gesunken ist. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil aller Personen mit Vitamin- D-Mangel (unter 20 μg/L) von 31,2 auf 35,2 %.
Diese Unterschiede waren statistisch hochsignifikant (p < 0,001) und blieben auch nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Jahreszeit bestehen. „Eine mögliche Erklärung ist, dass Lockdowns, Homeoffice und veränderte Freizeitgewohnheiten die Sonnenexposition vieler Menschen verringert haben“, erklärt Grill. Die Auswertung zeigte zudem, dass ältere Frauen > 60 Jahren besonders deutlich vom Rückgang der Vitamin-D-Spiegel während der Pandemie betroffen waren. Aber auch bei jüngeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 39 Jahren zeigte sich eine starke Zunahme des Vitamin-D-Mangels – ihre Mangelrate stieg von 34,6 auf 37,8 %. Ein Vitamin-D-Mangel kann das Risiko für Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Knochenbrüche erhöhen.
Darüber hinaus waren in urbanen Regionen Mangelraten durchweg höher als in ländlichen Gebieten. „Städtische Lebensbedingungen – weniger Sonnenlicht durch Bebauung, eingeschränkte Grünflächen, höhere Luftverschmutzung – erschweren die Vitamin-D-Synthese zusätzlich“, so Grill.
Die Forschenden interpretieren ihre Daten auch vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Verhaltensunterschiede. Frauen nehmen insgesamt häufiger Vitamin-D-Präparate ein als Männer, hatten aber zugleich stärkere Einbußen während der Pandemie. Dies könne, so Grill, „ein Hinweis darauf sein, dass gesellschaftliche und psychologische Faktoren wie Mehrbelastung, Stress und eingeschränkter Zugang zu Vorsorgeangeboten bei Frauen eine Rolle gespielt haben“.

Literatur
1. Skapetze L, Koller D, Zwergal A, Feuerriegel S, Rubinski A, Grill E: Monitoring changes in vitamin D levels during the COVID-19 pandemic with routinely-collected laboratory data. Nature Communications 2025.

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, Pressemeldung vom 21.10.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf Seite M651.

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