Pharmazie: Curcumin wirkt entzündungshemmend – Wirkmechanismus entschlüsselt

Pharmazeutinnen der Universität des Saarlandes haben mit Wissenschaftlern der Universitäten Frankfurt am Main und Perugia (Italien) belegt, wie die antientzündliche Wirkung von Curcumin zustande kommt: Curcumin vermehrt die Bildung des Proteins Glucocorticoid-induzierter Leuzin Zipper („Gilz“), welches bei Entzündungsprozessen abgebaut wird [1]. Dieses Ergebnis könnte dazu beitragen, nebenwirkungsarme Medikamente gegen entzündliche Krankheiten wie Morbus Crohn zu entwickeln.

In Zellkulturen brachten die Pharmazeutinnen Curcumin zusammen mit einem Stimulus u. a. auf Zellen auf, in denen Gilz genetisch ausgeschaltet war. Ohne Gilz verschwand die entzündungshemmende Wirkung von Curcumin fast vollständig. Gilz spielt für das Immunsystem des Menschen und insb. auch bei Entzündungsprozessen eine zentrale Rolle. Das Protein unterbindet normalerweise Entzündungsreaktionen. „Kommt es im Körper zu einer Entzündung, verschwindet dieses Protein jedoch“, erläutert Prof. Alexandra KIEMER. „Bei einer Entzündung bauen die Immunzellen das Molekül ab“, erklärt Erstautorin Dr. Jessica HOPPSTÄDTER. Kortison-Präparate wirken u. a. dadurch, dass sie veranlassen, dass Gilz vermehrt produziert wird. Sie führen jedoch in vieler Hinsicht zu Veränderungen in der Zelle und haben erhebliche Nebenwirkungen.

Die Saarbrücker Wissenschaftlerinnen konnten belegen, dass Curcumin eine Kortison-ähnliche Wirkung hervorruft, jedoch ohne Zellprozesse zu beeinflussen, die typischerweise mit Kortison-Nebenwirkungen verbunden sind. Das Forschungsergebnis bedeutet jedoch nicht, dass Currypulver Entzündungen heilen kann. „Solche Konzentrationen an Curcumin kann man durch Verzehr nicht erreichen“, klärt HOPPSTÄDTER auf. Hinzu kommt, dass Curcumin schlecht wasserlöslich ist und vom Körper schlecht resorbiert werden kann. „Es handelt sich hier um Grundlagenforschung, aber diese könnte die Basis dafür sein, künftig Medikamente zu entwickeln, die keine oder weniger Nebenwirkungen als Kortison haben“, erklärt Professorin KIEMER.

=> Lesen Sie hierzu sowohl die Beiträge in Ernährungs Umschau 11/2015 zu Curcumin, Curcuminoiden und Arzneistoffen sowie zu Carotinoiden als auch in Ernährungs Umschau 11+12/2016 zu gesundheitlichen Effekten von Kräutern und Gewürzen.



Kurkuma
, auch bekannt als Gelber Ingwer oder Gelbwurz, ist Hauptbestandteil jedes Currypulvers. Schon seit langem werden dieser Gewürzmischung heilende Effekte nachgesagt. Dies gilt insbesondere für den Kurkuma-Inhaltsstoff Curcumin, der für die gelbe Farbe verantwortlich ist.



Literatur:

1. Hoppstädter J (2016) Induction of glucocorticoid-induced leucine zipper (GILZ) contributes to anti-inflammatory effects of the natural product curcumin in macrophages. J Biol Chem [DOI: 10.1074/jbc. M116.733253]

Quelle: Universität des Saarlandes, Pressemeldung vom 16.11.2016



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/17 auf Seite M6.

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