Wie verlässlich und nutzerfreundlich sind Ernährungs-Apps?

  • 13.07.2018
  • Print-News
  • Andreas Buchhart
  • Dr. Malte Rubach
  • Prof. Dr. Johannes Erdmann

Ernährungs-Apps erfreuen sich großer Beliebtheit, um die Nahrungsaufnahme zu dokumentieren und Gesundheitsziele, wie z. B. Gewichtsabnahme, zu verfolgen. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurden 4 verbreitete Ernährungs-Apps hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit für die Ermittlung der Energieaufnahme, des Energiebedarfs sowie der Nutzerfreundlichkeit untersucht.

Für die vorliegende Studie wurden vier Ernährungs-Apps in die Beurteilung der Benutzerfreundlichkeit und der Datenbankgenauigkeit einbezogen: MyFitnessPal, NoomCoach, Lifesum und der Newcomer DietSensor (ausgewählt nach formalen Kriterien sowie Kriterien für eine hohe Zielgruppen-Affinität).

Jede App wurde von sechs Studenten getestet. Die Probanden führten ein einwöchiges Ernährungsprotokoll und sollten Fragen zur Benutzerfreundlichkeit beantworten. Das Protokoll umfasste neben den konsumierten Lebensmitteln auch die Kalorien der einzelnen Produkte und die Gesamtkalorienaufnahme pro Tag. Die Protokolle wurden in die professionelle Ernährungssoftware PRODI® 6 Expert (Version 6.6) übertragen und anschließend mit den Ergebnissen der Apps verglichen (zum Test der Datenbankgenauigkeit).

Die Ernährungs-Apps wiesen im Vergleich zu PRODI® jeweils starke Abweichungen bei der Auswertung der Energieaufnahme auf, die jedoch häufig auf Anwenderfehler zurückzuführen waren. Je besser sich der Anwender mit der Thematik Ernährung auskannte, desto verlässlicher fiel die Bilanzierung der Energieaufnahme aus.

Dennoch können die Abweichungen für tagesgenaue Anpassungen des Speiseplans zur Ernährungsmodifikation zu falschen Empfehlungen führen. Ernährungs-Apps stellen daher keinen adäquaten Ersatz für professionelle Ernährungsberatung dar. Begleitend zur Therapie können sie aber durchaus eine motivierende und unterstützende Funktion haben.

Ein Vergleich der Nutzerfreundlichkeit zeigte Vor- und Nachteile der vier Apps (♦ Tabelle 1). Die Nutzerfreundlichkeit wird z. T. durch technische Mängel und funktionelle Aspekte eingeschränkt, z. B. mangelhafte Barcodescanner. Für die Entwicklung von Ernährungs-Apps mit großem Potenzial für eine sinnvolle Langzeitnutzung sollte daher im Vorfeld sowohl eine wissenschaftliche als auch techno-funktionelle Konzeptionierung (User-Experience) erfolgen.



B. Sc. Andreas Buchhart1
Dr. Malte Rubach1
Prof. Dr. Johannes Erdmann1,2

1 Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Professur für Ernährungsmedizin
2 Johannes.Erdmann@hswt.de



Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/2018 auf Seite M358.


Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter