Körperwahrnehmung: #BodyPositivity

Auf Social-Media-Plattformen sind schlanke und fitte Körper häufig überrepräsentiert. Aus diesem Grund werden Instagram, TikTok und Co. zumindest teilweise für die Förderung ungesunder Schlankheitsideale verantwortlich gemacht – v. a. bei Frauen. Wie können soziale Medien zu einem vielfältigeren Konzept von Körperformen und körperlicher Attraktivität beitragen? Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sind dieser Frage nachgegangen [1].

Eine Bewegung, die sich gegen diese ungesunden Schönheitsideale wendet, ist Body Positivity (BoPo) – also eine positive Grundeinstellung zum Körper. Das BoPo-Konzept befürwortet die Schönheit aller Körperformen und -typen. In einer an der JMU entstandenen Studie stellten die Autor*innen die Hypothese auf, dass BoPo das Potenzial hat, das als ideal empfundene Körpergewicht zu verändern und die Bandbreite der gewichtsbezogenen Normen zu erweitern. Hierfür wurden zwei Experimente durchgeführt, um die Auswirkungen von körperpositiven Inhalten auf die individuelle Körperwahrnehmung zu untersuchen. Für die Experimente wurden zwei Gruppen randomisiert. Im ersten Experiment wurden den Teilnehmenden entweder fünf Instagram-Posts gezeigt, die als Body-Positivity-Inhalte kategorisiert wurden, oder fünf Instagram-Posts, die als Fitspiration-Inhalte (Fitspiration: Darstellung eines aktiven und gesundheitsbewussten Lebensstils mit Betonung auf einem geringen Körpergewicht) kategorisiert waren. Hiernach wurden die Teilnehmenden gebeten, auf einer visuellen Bewertungsskala alle Gewichtstypen auszuwählen, die sie für ideal hielten.
Die Ergebnisse zeigen, dass der BoPO-Inhalt ein erweitertes Idealbild erzeugt. Wie erwartet war die durchschnittliche Körperform, die nach Ansicht der BoPo-Inhalte als ideal gewählt wurde, etwas voluminöser als nach Ansicht der Fitspiration-Inhalte. Darüber hinaus wählten die Personen in der BoPo-Bedingung im Schnitt fast drei Körperformen zur Beschreibung eines idealen Körpers, während die Teilnehmenden, die Fitspiration-Inhalte sahen, nur etwas mehr als zwei Körpertypen wählten. Eine zusätzliche Aufgabe bestand darin, das Gewicht von 36 Personen zu schätzen, die auf Ganzkörperfotos abgebildet waren. Im Durchschnitt schätzten die Proband*innen, die BoPo-Inhalte gesehen hatten, das Gewicht der abgebildeten Fremden deutlich geringer als jene, die Fitspiration-Inhalte konsumiert hatten. Dies deutet darauf hin, dass die Gewichtswahrnehmung tatsächlich durch den vorherigen Kontakt mit verschiedenen Arten von Social-Media-Inhalten beeinflusst wurde.
Außerdem konnte gezeigt werden, dass körperpositive Inhalte zu einem gesteigerten Gefühl des Wohlbefindens im eigenen Körper beitragen. Die erhöhte Anzahl der als ideal angesehenen Körperformen könnte eine Wirkvariable darstellen, die das Körperselbstwertgefühl positiv beeinflusst. Digitale Body Positivity könnte damit das Potenzial haben, gesellschaftliche Veränderungen bezüglich verinnerlichter Schönheitsideale zu fördern.

Literatur
1. Stein JP, Scheufen S, Appel M: Recognizing the beauty in diversity: Exposure to body-positive content on social media broadens women’s concept of ideal body weight. J Exp Psychol 11 May 2023 (online ahead of print).

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Pressemeldung vom 20.07.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2023 auf Seite M533.

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