Ernährungsberatung: Im Ramadan fasten – auch mit Diabetes möglich

Im Fastenmonat Ramadan (endete dieses Jahr am 4.7.) verpflichtet der Koran gesunde Erwachsene, die zudem sesshaft sind, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu fasten (u. a.: kein Essen und Trinken). Muslime mit Diabetes mellitus müssen zwar nicht fasten; viele Gläubige möchten den Ramadan jedoch trotz chronischer Krankheit einhalten.

Diabetes-Patienten sollten jedoch nur unter ärztlicher Begleitung fasten, denn der verschobene Essrhythmus kann sich auf den Blutglukosespiegel auswirken. In Absprache mit dem Arzt muss während des Ramadans auch die Medikation an den neuen Essrhythmus angepasst werden, denn häufig essen fastende Muslime nach Sonnenuntergang üppiger als zur restlichen Zeit des Jahres.

Die International Diabetes Federation (IDF) hat daher eine neue Leitlinie herausgegeben, die online frei zugänglich ist und Ärzten bei der Einschätzung helfen soll, ob der Gesundheitszustand des Betroffenen für das Fasten geeignet ist. Zudem enthält sie Tipps zur Ernährung und zum Management des Diabetes während des Fastenmonats.

Wer trotz Diabetes fasten möchte, sollte zur Vermeidung von Stoffwechselentgleisungen die Diabetesbehandlung in Absprache mit dem Arzt umstellen und u. a. beachten, dass sich während des Ramadan der Tag-Nacht-Rhythmus umkehrt. Anstelle von drei Hauptmahlzeiten gibt es im Ramadan meist nur zwei. Bei Unterzuckerungen muss das Fasten sofort unterbrochen werden und der Blutglukosespiegel mit Traubenzucker, Cola oder Fruchtsaft wieder erhöht werden. Außerdem sollten Diabetiker während des Ramadan den Blutzucker öfter als üblich messen. Als Faustregel gilt: „Ist der Blutzuckerwert niedriger als 3,3 mmol/L oder höher als 16 mmol/L, muss das Fasten sofort beendet werden“, sagt Dr. Sultan, niedergelassener Diabetologe und Leiter der Projektgruppe „Diabetes und Ramadan“ der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Migranten“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Vorsicht ist zudem v. a. in den Morgenstunden geboten, denn Insulin und andere blutzuckersenkende Medikamente können bei gleicher Dosierung gefährliche Unterzuckerungen verursachen. Wichtig für Fastende mit Diabetes ist außerdem z. B., abends beim täglichen Fastenbrechen ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sonst droht der Körper auszutrocknen.

Checkliste mit weiteren Tipps: www.diabetesde.org/fileadmin/users/Patientenseite/PDFs_und_TEXTE/Infomaterial/CL_Ramadan_Fasten.pdf 

IDF-Leitlinie auf Englisch und Arabisch: www.idf.org/guidelines/diabetes-in-ramadan 

Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Pressemeldung vom 14.06.2016



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/16 auf Seite M381.

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