Esskultur I: KULINARISTIK – Ausgabe 1/2016 mit Schwerpunkt Literatur

  • 14.07.2016
  • Print-News
  • Dr. Hannah Dingeldein
  • Dr. Udo Maid-Kohnert

Essen und Trinken sind menschliche Grundbedürfnisse und zugleich unbewusst oder bewusst eingesetzte Kommunikationsformen. An vielen Beispielen wird deutlich: Der Einzelne, gesellschaftliche Gruppen und ganze Nationen – und damit auch die sich globalisierende Lebensmittelindustrie – definieren sich nicht zuletzt über Essensnormen, Verhaltensrituale und Speisen (vgl. Beitrag auf S. M385 oben).

Kulinarische Bildung wird damit von der Privatsache zu einer Schlüsselqualifikation (inter)kultureller Bildung. Entsprechend versteht sich die Kulinaristik (von lat. culina, die Küche) als Fächer und Branchen übergreifender Beitrag zu den Lebens- und Kulturwissenschaften rund um Essen, Trinken und Gastlichkeit.

Die seit diesem Jahr im Umschau Zeitschriftenverlag erscheinende Zeitschrift KULINARISTIK beleuchtet dieses Kulturphänomen Essen in all seinen Facetten. Dabei ist jede Ausgabe durch einen besonderen Themenschwerpunkt geprägt. In der aktuellen Ausgabe ist dies die Literatur: Die weite Auslegung des Literaturbegriffs umfasst auch Textsorten wie Ernährungsratgeber, Kochbücher, ja selbst Einkaufszettel und Speisekarten. Deren Analyse erlaubt Einblicke in Mechanismen der (kulinarischen) Akkulturation und das Selbstverständnis von Nationen und gesellschaftlichen Gruppen, wie es sich durch Speisen, Getränke, Tischsitten und Zubereitungsrituale ausdrückt.

Die aktuelle KULINARISTIK spannt hier den Bogen von Manierenbüchern über die Analyse kulinarischer Transfers am Beispiel von Speisekarten, sie geht Eigenlob und kulinarischem Chauvinismus in Kochbüchern nach und analysiert Trennendes und Verbindendes in Speisen in den Küchen und Kochkulturen Europas.

Aber auch – und gerade – die fi ktionale, so genannte schöne Literatur denkt über das Essen nach. Sie bietet einen außerordentlichen Reichtum an Episoden, die vom Essen und Nicht-Essen handeln, vom üppigen Festmahl und karger Armenspeise, distinguierten Tischsitten und grobschlächtigen Manieren. Die entsprechenden Beiträge in der aktuellen KULINARISTIK umfassen eine große Bandbreite unterschiedlicher Autoren (von Konrad von Würzburg über Johann Wolfgang von Goethe, E.T.A. Hoffmann bis hin zu Robert Walser und Uwe Timm) und literarischer Epochen. Gegenwartstexte und Texte vergangener Epochen stehen einander gegenüber. Nicht nur Literatur des deutschsprachigen, sondern auch des arabischen, chinesischen, japanischen und schwedischen Raums kommt dabei in ihrer Reflexion über das Essen zur Sprache. Und selbstverständlich wird nicht nur über das Essen, sondern auch über das Trinken nachgedacht.

Gerade Ernährungsfachkräfte profitieren, wenn sie um die vielfältigen Einflussfaktoren auf und die unterschiedlichen Motivationen für Essen und Trinken wissen. Die Zeitschrift KULINARISTIK liefert hier nützliche Informationen und Anregungen zu einem umfassen Blick auf das Kulturphänomen Essen.

Dr. Hannah Dingeldein,
Mannheim

Dr. Udo Maid-Kohnert,
Pohlheim



Die Zeitschrift KULINARISTK erscheint 2-mal pro Jahr und ist erhältlich im Abonnement (Preisvorteil für Abonnenten der Ernährungs Umschau) oder im Einzelheftbezug.
Weitere Informationen zum Abo per E-Mail an: kulinaristik@uzv.de 

Inhaltsverzeichnis, Leseproben und Einzelheftbezug: www.uzvshop.de/produkt/kulinaristik-zeitschrift-einzelexemplar/ 



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/16 auf Seite M384.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter