Hochschule Fulda: 10 Jahre Masterstudiengang „Public Health Nutrition“

  • 14.12.2016
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  • Regina Deisling
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  • Elisabeth Statt
  • Kathrin Kohlenberg-Müller

Mit dem bislang in Deutschland einzig an der Hochschule Fulda angebotenen Masterstudiengang PHN (Abschluss: Master of Science [M. Sc.]) wird der zunehmenden Bedeutung der Wissenschaftsdisziplin PHN Nachdruck verliehen.

Seit 2006 vermittelt der kooperative Studiengang der Fachbereiche Oecotrophologie sowie Pflege und Gesundheit den Studierenden ein fundiertes ernährungs- und gesundheitswissenschaftliches Fachwissen und Methodenspektrum. Perspektiven von Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften werden dabei konsequent verschränkt. So sollen ein erweitertes Verständnis von Ernährung in Bezug auf Gesundheit geschaffen und bevölkerungsbezogene Ansätze zur Bewältigung drängender ernährungs(mit)bedingter Gesundheitsprobleme erarbeitet werden. Studierende erwerben u. a. Methodenkenntnisse der Epidemiologie und der Sozialwissenschaften, um den Handlungsbedarf in einer Bevölkerung und in Bevölkerungsgruppen zu analysieren, Strategien der universellen, selektiven und indizierten Prävention zu entwickeln und umzusetzen sowie die Wirksamkeit von Interventionen systematisch zu evaluieren [5].

Kernelement des 4-semestrigen Studiengangs ist die Durchführung eines Forschungsprojekts. In kleinen Teams wird über zwei Semester eigenständig an Forschungsfragen im Bereich PHN gearbeitet. Dabei werden Methoden des Projektmanagements angewendet und soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Führungskompetenz gefördert. 

Aktuelle Forschungsprojekte sind:
• „Soziologie des Essens“ (Leitung: Prof. Dr. Jana RÜCKERT-JOHN) hat sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige Maßnahme zur Integration über Essen partizipativ zu entwickeln und damit die Gemeinschaft zwischen Geflüchteten und Bürgern in Fulda zu stärken.
• „Gesundheitsfördernde Hochschule“ (Leitung: Prof. Dr. Anja KROKE, Prof. Dr. Klaus STEGMÜLLER) bietet Studierenden die Möglichkeit, an konkreten Projekten zum Auf- und Ausbau gesundheitsförderlicher Arbeits-, Studien- und Lebensbedingungen an der Hochschule zu arbeiten. Beispiele sind die Mitarbeit an einem Konzept zur Bewegungsförderung im Studienalltag oder die Befragungen von Mitarbeitern der Hochschule zu beruflichen Belastungen.
• „Intentions-Handlungs-Lücke“ (Leitung: Prof. Dr. Christoph KLOTTER) ermittelt mithilfe von leitfadengestützten Interviews, wie Studierende aus Fulda Nachhaltigkeit in ihrem Alltag umsetzen. Anhand der Ergebnisse soll ein Konzept für eine App entwickelt werden, die mit konkreten Handlungsempfehlungen zu einem nachhaltigen Handeln befähigt.
• „ProPHN“ (Leitung: Prof. Dr. Kathrin KOHLENBERG-MÜLLER) hat sich zum Ziel gesetzt, aktuelle Forschungsfragen und Entwicklungen in PHN aufzuzeigen und deren Bekanntheitsgrad zu steigern. Mit der Organisation und Ausrichtung der wissenschaftlichen Fachtagung „Junges Forum PHN“ (=> den Bericht zum diesjährigen „Jungen Forum“ finden Sie in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2017) soll die Vernetzung von Studenten, Absolventen sowie Nachwuchswissenschaftlern sowohl untereinander als auch mit verwandten Fachdisziplinen gefördert werden (nähere Informationen unter: -> www.junges-forum-phn.de). Zu den Maßnahmen, die der Bekanntmachung des Studiengangs dienen, gehörte ebenfalls die Produktion eines Imagefilms (-> www.youtube.com/watch?v=1Yc3IfKqCIQ).

Absolventen des Masterstudiengangs PHN sind in vielfältigen Berufsfeldern tätig oder haben sich durch eine Promotion weiter qualifiziert (=> Berufsporträt PHN in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2016). Die PHN-Forschung ist dabei durch einen hohen Anwendungsbezug gekennzeichnet. Dadurch ergeben sich zukünftig nicht nur besondere Perspektiven für Absolventen des Masterstudiengangs PHN, sondern auch für die Stärkung der Disziplin PHN, um bevölkerungsbezogene Ansätze zur Bewältigung drängender ernährungs(mit)bedingter Gesundheitsprobleme zu erarbeiten und passgenaue Maßnahmen zu implementieren. 

Prof. Dr. oec. troph. Kathrin Kohlenberg-Müller
Hochschule Fulda
Fachbereich Oecotrophologie
Leipziger Str. 123, 36037 Fulda
E-Mail: kathrin.kohlenbergmueller@oe.hs-fulda.de 

Literatur:
1. Blättner B (2007) Lösungsstrategien von PHN. Ernährung 1: 352–359
2. Yngve A, Sjostrom M, Warm Det al. (1999) Effective promotion of healthy nutrition and physical activity in Europe requires skilled and competent people; European Master’s Programme in PHN. PHN 2: 449–452
3. Huges R (2003) Definitions for PHN: a developing consensus. Public Health Nutr 6: 615–620
4. World Health Organization (WHO). Global status report on non communicable diseases 2014. WHO, Geneva (2014)
5. Kohlenberg-Müller K (2016) Welchen Beitrag können PHN Studiengänge für die Gesundheitswissenschaften leisten? Public Health Forum 24: 234–236


Definition „Public Health Nutrition“

Public Health Nutrition (PHN) ist eine junge, anwendungs- und lösungsorientierte Wissenschaftsdisziplin, die sich an der Schnittstelle zwischen Gesundheits- und Ernährungswissenschaft befindet [1]. Sie basiert auf Prinzipien der Gesundheitswissenschaften und zielt auf die Förderung einer guten Gesundheit durch Ernährung und körperliche Aktivität und der Prävention von ernährungsabhängigen, nicht übertragbaren Erkrankungen in einer Bevölkerung ab [2]. Umwelt- und Lebensbedingungen sollen dabei nachhaltig so gestaltet werden, dass die gesündere Entscheidung zugleich die leichtere Entscheidung ist [3].
Mit der Zunahme nicht übertragbarer Erkrankungen (non-communicable diseases, NCDs), die im Jahr 2012 mit 38 Mio. (68 %) Todesfällen weltweit zu den führenden Todesursachen zählten, rückt die Wissenschaftsdisziplin PHN verstärkt in den Vordergrund [4].



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/16 auf Seite M687.

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