Leserbrief zum Beitrag von Dr. Kristina FOTEREK in Ernährungs Umschau 7/2016 „Pflanzliche Milchalternativen“

  • 14.12.2016
  • Print-News
  • Susann Wittenberg
  • Kristina Foterek

Mit Interesse haben wir den Artikel „Pflanzliche Milchalternativen“ [1] gelesen. Als Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten verfolgen wir das Thema ganz besonders aufmerksam.

Insgesamt vermittelt der Artikel den Eindruck, Milch könne durch Pflanzendrinks gleichwertig ersetzt werden. Es ist uns verständlicherweise ein Anliegen, dass Pflanzendrinks nicht als Milchalternativen propagiert werden. Denn aus ernährungsphysiologischer Sicht sind sie das nicht, sie können Kuhmilch nicht adäquat ersetzen.

Wir bedauern, dass in dem Artikel der Cholesteringehalt und die gesättigten Fettsäuren der Kuhmilch als negative Eigenschaften dargestellt werden. Es ist schon länger bekannt, dass das Nahrungscholesterin bei gesunden Personen keinen Einfluss auf den Blutcholesteringehalt hat. Ebenso sind die gesättigten Fettsäuren der Kuhmilch nicht als negativ einzustufen, da sie v. a. kurz- und mittelkettig sind und ganz anders verstoffwechselt werden. Sie werden leichter resorbiert als die langkettigen, da sie direkt über die Pfortader in die Leber gelangen, ohne dass Lipoproteine gebildet werden.

Weiter sind wir nicht damit einverstanden, dass FOTEREK schreibt: „Einige Pflanzendrinks haben durch die besonderen Eigenschaften der verwendeten Rohstoffe andere positive Effekte auf die Gesundheit.“ Die Rohstoffe wie Nüsse oder Hafer haben sicher positive Effekte auf die Gesundheit. Wie sich dies aber in den Pflanzendrinks verhält, ist völlig unklar. Die Pflanzendrinks enthalten nur noch einen Bruchteil der Rohstoffe – der Großteil ist Wasser. Welche und wie viele Mikronährstoffe in den Pflanzendrinks enthalten sind, ist nicht bekannt. Das geht sogar aus Tabelle 1 „Energie- und Nährstoffgehalte von Kuhmilch und ausgewählten pflanzlichen Milchalternativen im Vergleich“ hervor. Einige Pflanzendrinks sind zwar mit bestimmten Mineralstoffen und Vitaminen angereichert, dennoch kann die Komplexität des Lebensmittels Milch dadurch nicht nachgeahmt werden.

Auch der Abschnitt „Unverträglichkeiten und Allergien“ ist aus unserer Sicht nicht ganz korrekt dargestellt. So müssen Patienten mit einer Laktoseintoleranz nicht alle Milchprodukte einschränken. Meist reicht es schon aus, Milch und Frischkäse durch die laktosefreien Varianten zu ersetzen, Jogurt wird von vielen Personen gut vertragen und Käse ist von Natur aus laktosefrei.

Susann Wittenberg,
Oecotrophologin BSc

Schweizer Milchproduzenten SMP Genossenschaft
Public Relations
Weststr. 10
3000 Bern 6/Schweiz
E-Mail: susann.wittenberg@swiss milk.ch

Literatur:
1. Foterek K (2016) Pflanzliche Milchalternativen. Ernährungs Umschau 63(7): M414–M419

 

 

Antwort der Verfasserin

Vielen Dank für Ihre Anmerkungen zu dem Artikel. Viele der Kritikpunkte kann ich jedoch nicht teilen, da ich sie bereits im Artikel angesprochen und diskutiert habe [1].

Ziel des Artikels war es nicht, Pflanzendrinks als ernährungsphysiologisch gleichwertigen Ersatz zu Kuhmilch darzustellen und dies wird auch an keiner Stelle so erwähnt. Vielmehr wird u. a. mehrfach ausdrücklich auf die Gefahr eines möglichen Nährstoffmangels beim vollständigen Ersatz von Kuhmilch durch Pflanzendrinks hingewiesen. Im Hinblick auf ihre Verwendung bei der Nahrungsmittelzubereitung und ihre küchentechnischen Einsatzmöglichkeiten können Pflanzendrinks für den Verbraucher aber durchaus eine Alternative zu Kuhmilch darstellen.

Auf einige Argumente möchte ich dennoch genauer eingehen:

Auch wenn das Nahrungscholesterin bei gesunden Menschen – wie Sie richtig anmerken − keinen Einfluss auf den Blutcholesteringehalt hat, gibt es doch Personen, die z. B. aufgrund von Vorerkrankungen auf Cholesterin verzichten möchten und hierzu auf Pflanzendrinks zurückgreifen können.

Ich stimme zu, dass Pflanzendrinks oft nur noch geringe Mengen der entsprechenden Rohstoffe erhalten. Dennoch gibt es bereits Studien, die eine positive gesundheitliche Wirkung von Pflanzendrinks zeigen konnten [2]. Trotzdem gibt es hier noch weitreichenden Forschungsbedarf, um diese Erkenntnisse zu untermauern.

Auch was Patienten mit Laktoseintoleranz betrifft, wird im Artikel eindeutig dargelegt, dass diese Personen nicht grundsätzlich auf Kuhmilchprodukte verzichten müssen, sondern ihren (Trinkmilch-)Konsum an ihre individuelle Toleranzmenge anpassen sollten.

Dr. Kristina Foterek, Bonn

Literatur:
1. Foterek K (2016) Pflanzliche Milchalternativen. Ernährungs Umschau 63(7): M414–M419
2. Önning G, Akesson B, Oste R et al. (1998) Effects of consumption of oat milk, soya milk, or cow’s milk on plasma lipids and antioxidative capacity in healthy subjects. Ann Nutr Metab 42: 211−220



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/16 auf Seite M683.

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