Lebensmittelsicherheit: Vom Trog auf den Teller – digital berechnet

Wie lange dauert es, bis ein unerwünschter Stoff im Futtermittel im tierischen Lebensmittel auftaucht? Und wie hoch ist dann sein Gehalt? Wann ist damit zu rechnen, dass Fleisch und Eier nach der Umstellung auf nicht verunreinigtes Futter wieder „sauber“ bzw. gesundheitlich unbedenklich sind?

Für das Risikomanagement sind das zentrale Fragen der Lebensmittelsicherheit. Bisher konnten sie allein durch aufwendige Studien, langwierige Untersuchungen von Proben und komplexe mathematische Modelle beantwortet werden. Das nun am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) entwickelte digitale Werkzeug „Contaminant Transfer Predictor“ („ConTrans“) kann solche Abschätzungen beschleunigen.
Vorhersagemodelle beruhen auf experimentellen Daten vom Tier. Sie simulieren mit komplexen mathematischen Verfahren den Übergang (Transfer) von unerwünschten Stoffen aus Futtermitteln in Gewebe und Produkte vom Tier. Beim Transfer geht es darum, welche Mengen eines Stoffs vom Tier aufgenommen werden und wie sich dieser im Körper verteilt. Ebenso wird mathematisch modelliert, wie lange er im Organismus bleibt, zu welchen Folgeprodukten er abgebaut und wie er ausgeschieden wird. Diese Prognosen sind Bestandteil des ConTrans-Programms.
Mit ConTrans lassen sich am Computer Vorhersagen für Szenarien entwickeln, in denen kontaminiertes Futter zum Einsatz in der Tierernährung gelangt ist. Sie ersetzen zwar nicht die Futtermittel- und Lebensmittelüberwachung, können für das behördliche Risikomanagement aber wichtige Entscheidungshilfen sein. Insbesondere dann, wenn abgeschätzt werden muss, ob der festgelegte Höchstgehalt einer Substanz im Lebensmittel überschritten wird oder ob aufgrund des Gehalts gesundheitliche Risiken nach Verzehr zu erwarten sind. Mit dem Programm können derzeit Vorhersagen für Rind, Schwein und Geflügel sowie von ihnen gewonnene Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Milchprodukte im Fall einer Kontamination mit Dioxinen, dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (PCB), per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) und auch einigen potenziell gesundheitsgefährdenden pflanzlichen Inhaltsstoffen modelliert werden. Das Programm wird vom BfR kontinuierlich erweitert.

Das Programm ist unter
https://contrans.bfr.bund.de  verfügbar.
Die erforderlichen Zugangsdaten können unter
https://limesurvey-001.bfr.berlin/427925  angefordert werden.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung vom 07.11.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2024 auf Seite M8.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter