Kinderernährung: Vegetarisch oder vegan im ersten Lebensjahr

Die „Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume“ in Baden-Württemberg (LEL) gibt Eltern, die auf tierische Lebensmittel verzichten möchten, Tipps, wie sie ihre Kinder im ersten Lebensjahr vegetarisch oder vegan ernähren können. Dennoch betont die LEL, dass es mit einer überwiegend pflanzlich ausgerichteten Ernährung, die geringe Mengen Fleisch und andere tierische Lebensmittel einschließt, am einfachsten möglich sei, sich und sein Kind mit allen Nährstoffen optimal zu versorgen, und warnt: Je mehr Einschränkungen, desto größer ist die Gefahr für Mangelerscheinungen, besonders bei Kindern.

Stillen: Mit Muttermilch in den ersten 4–6 Monaten, möglichst ohne Zufüttern, sind Babys optimal versorgt. Pre-Nahrung ist der Ersatz, falls Stillen nicht möglich sein sollte. Auch nach der Einführung der Beikost zwischen dem 5. und 7. Monat ist begleitendes Stillen (oder Pre-Nahrung) im ersten Jahr empfehlenswert, bei veganer Ernährung der Mutter auch noch ein weiteres Jahr. Besonders wichtig für Veganerinnen ist eine ausgewogene Ernährung in der Stillzeit und Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel, da nur tierische Lebensmittel Vitamin B12 enthalten. Leinöl, das mit der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) angereichert ist, kann eine Unterversorgung der Mutter mit Omega-3-Fettsäuren verhindern. Empfehlenswert für die Gesundheit von Mutter und Kind ist eine Ernährungsberatung.

Vegetarische Beikost: Beikost sollte nicht vor dem Beginn des 5. Lebensmonats und nicht später als zu Beginn des 7. Lebensmonats eingeführt werden. Der Ernährungsplan des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) bleibt auch beim Verzicht auf Fleisch bei dieser Empfehlung. Der erste Brei besteht aus Gemüse-Kartoffel-Mus, in dem Hafer- oder Hirseflocken statt Fleisch kurz mitgekocht werden. Mit DHA angereichertes Leinöl ersetzt das sonst empfohlene Rapsöl. Gelegentlich kann auch ein halbes hartgekochtes oder pochiertes Ei zugefügt werden. Der zweite Brei ist der Getreide-Obst-Brei mit frischem Obst, Hafer- oder Hirseflocken für den Nachmittag. Der 3. Brei, der Milch-Getreide-Brei am Abend, bleibt für Vegetarier im Vergleich zu Nicht-Vegetariern gleich.

Vegane Beikost: Auch bei veganer Ernährung können die Eltern mit dem Gemüse-Kartoffel-Mus starten, angereichert mit DHA-Leinöl und eiweißreichen Lebensmitteln wie Hafer-, Hirseflocken oder roten Linsen. Zur Sicherung der Jodzufuhr kann man gelegentlich ein kleines Stückchen Nori-Algen dazugeben (bekannt von Sushi). Der Getreide-Obst-Brei (nachmittags) für die vegane Ernährung bleibt gegenüber der vegetarischen Variante unverändert. Im Getreidebrei am Abend ersetzen Veganer die Milch durch Kalzium-angereicherte Getreidedrinks oder Säuglingsnahrung auf Sojabasis. Zur Energieanreicherung eignen sich helles Mandel- und Cashewnussmus.

Wichtig: Zusätzlich ist bei veganer Beikost auf jeden Fall ergänzend Vitamin B12 nötig, um Schäden des Nervensystems zu verhindern!

Quelle: LEL, Pressemeldung vom 22.10.2015



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/16 auf Seite M71.

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