Umweltforschung und Adipositas: Dick durch Weichmacher - Stoffwechselwege identifiziert

In Kunststoffen sind immer Weichmacher enthalten, bspw. Phthalate. Über Haut oder Nahrung können sie in unseren Körper gelangen, wirken auf unser Hormonsystem und stehen im Verdacht, Einfluss auf das Körpergewicht zu nehmen. Die genauen Zusammenhänge und Mechanismen waren bislang noch unklar. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) konnten nun in Kooperation mit dem Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig zeigen, dass das Phthalat DEHP zu einer Gewichtszunahme führt und welche Stoffwechselprozesse daran beteiligt sind [1, 2].

In Untersuchungen an der Universität Leipzig nahmen Mäuse, die dem Phthalat DEHP im Trinkwasser ausgesetzt waren, deutlich an Gewicht zu. Dies war v. a. bei den weiblichen Tieren der Fall. „Phthalate greifen ganz offensichtlich massiv in den Hormonhaushalt ein. Bereits in geringen Konzentrationen führen sie zu deutlichen Veränderungen, wie bspw. der Gewichtszunahme“, Prof. Martin von Bergen, Leiter des Departments Molekulare Systembiologie am UFZ.

Die Forscher stellten zudem fest, dass der Anteil ungesättigter Fettsäuren im Blut unter Phthalat-Einwirkung zunahm und der Glukosestoffwechsel gestört war. Daneben war auch die Zusammensetzung von im Blut befindlichen Rezeptoren verändert, die für den Gesamtstoffwechsel wichtig sind und zu einer Umstellung des Stoffwechsels führen können. „Einige Stoffwechselprodukte, die vom Fettgewebe gebildet werden, sind u. a. auch als Botenstoffe aktiv und steuern Funktionen in anderen Organen“, erläutert von Bergen. „Noch ist aber nicht abschließend geklärt, wie sich die unterschiedlichen Effekte von Phthalaten auf den Stoffwechsel untereinander beeinflussen und letztlich zu einer Gewichtszunahme führen.“

Der Einfluss von Phthalaten auf den Stoffwechsel wird daher weiter erforscht; ebenso ihre Wirkung auf die Entwicklung frühkindlicher Erkrankungen. „Unser Ziel ist es, solide Grundlagenforschung zu betreiben, damit unsere Ergebnisse dann den für die Risikobewertung von Chemikalien zuständigen Behörden auf deutscher und europäischer Ebene helfen können, ihre Bewertungen vorzunehmen“, so von Bergen.

Literatur:
1. Klöting N, Hesselbarth N, Gericke M et al. (2016) Di-(2-ethylhexyl)- phthalate (DEHP) causes impaired adipocyte function and alters serum metabolites. PLoS One [DOI: 10.1371/journal. pone.0143190]
2. Feltens R, Roeder S, Otto W et al. (2016) Evaluation of population and individual variances of urinary phthalate metabolites in terms of epidemiological studies. J Chromatogr Sep Tech [accepted]

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Pressemeldung vom 18.01.2016



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/16 auf Seite M77.

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