Adipositas: Sehenswert! Wanderausstellung „Schwere(s)los“

Die Gesundheitspolitik interessiert sich für die hohen Folgekosten der Adipositas (=> S. M126), weniger häufig beschäftigen sich Gesundheitsexperten mit den psychischen Belastungen, mit denen stark Übergewichtige leben. Diese werden noch angefeuert durch die gesellschaftliche Stigmatisierung als Menschen, die nicht dem aktuellen Schönheitsideal entsprechen und die Gesellschaft „auch noch“ Geld kosten.

In ihrer umfangreichen Kampagne „Schwere(s)los“ hat sich die DAK in Zusammenarbeit mit der Johnson & Johnson Medical GmbH dieser Problematik angenommen. „Adipöse haben in unserer Gesellschaft ein schweres Los. Sie kämpfen gegen Pfunde und Vorurteile“, leitete DAK-Vorstand Thomas BODMER die Kampagne ein. „Mit der Ausstellung wollen wir deshalb zum Nachdenken anregen und die Sichtweise auf Adipositas verändern.“ Nach der Veröffentlichung des „XXL-Report: Meinungen und Einschätzungen zu Übergewicht und Fettleibigkeit“ der DAK, in dem Deutsche nach ihren Einstellungen gegenüber stark übergewichtigen Menschen befragt wurden, startete im September die Foto- Wanderausstellung „Schwere(s)los“, deren 26 Fotos aus einem Wettbewerb hervorgegangen sind.

Ausdrucksstarke Fotos

Die Fotografen zeigen ausdrucksstark positive wie negative Lebensgefühle, die mit einem hohen Körpergewicht einhergehen: Eine stark übergewichtige Frau, die schwerelos unter Wasser schwebt, eine andere, die in ihrem Körper wie in Ketten gefangen ist, eine Collage mit Einschätzungen von Normalgewichtigen, wie sie als Dicke fühlen würden, eine übergewichtige Frau im Spagat und viele weitere.

Als nächstes wird die Ausstellung im städtischen Klinikum Dessau (13.–24.3.), anschließend im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankung in Leipzig (27.–30.3.) und folgend u. a. in Hameln, Recklinghausen, Wismar und Berlin zu sehen sein.

Termine: -> www.dak.de/dak/kampagne/Ausstellungstermine-1839036.html 

Magazin: -> www.aktion-schwereslos.de 

Forderungen für ein Versorgungskonzept

Laut dem im November veröffentlichten „DAK-Versorgungsreport Adipositas“ gibt es in Deutschland eine deutliche Unter- und Fehlversorgung bei der Therapie von Adipositas. So existiert bislang kein gesetzlich geregelter Versorgungspfad, den adipöse Menschen nutzen können.

Auf Grundlage des Reports schlägt die DAK-Gesundheit ein zukunftsorientiertes Versorgungskonzept bei Adipositas vor, das deutlich mehr Betroffene erreichen würde. Gefordert werden eine möglichst frühe Ansprache von Betroffenen und eine Optimierung der Ernährungstherapie. Für alle Patienten mit einem BMI > 30 ist bspw. eine Erstuntersuchung durch einen ernährungsmedizinisch qualifizierten Arzt vorgesehen. Neben dem ärztlichen Erstgespräch gehören 3 Folgetermine (1 je Quartal) sowie 6 Termine mit einer Ernährungsfachkraft zum Konzept. „Diese Herangehensweise unter ärztlicher Begleitung gibt es bislang in unserer Regelversorgung nicht“, erklärt Herbert REBSCHER, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Untersuchungen zeigen aber, dass sie zu äußerst positiven Ergebnissen führen kann, wenn man frühzeitig ansetzt und am Ball bleibt.“

Wichtig für eine bessere Versorgung von Menschen mit Adipositas sei darüber hinaus die Anerkennung von Adipositas als behandlungsbedürftige chronische Erkrankung im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Aufbau entsprechend qualifizierter Versorgungsstrukturen. „Hausärzte könnten hier eine Lotsenfunktion übernehmen“, so Prof. Matthias BLÜHER, Leiter der Adipositas Ambulanz für Erwachsene an der Universitätsmedizin Leipzig, der am Versorgungsreport mitgearbeitet hat. Auch müsse die Aufnahme der Adipositas-Therapie in die GKV-Regelversorgung erfolgen und (wie bei chronischen Erkrankungen) über den Risikostrukturausgleich refinanzierbar sein.

Quellen:
- Schwereslos, Aufklärungskampagne Adipositas, Pressemeldung vom 21.09.2016
- DAK-Gesundheit, Pressemeldung vom 08.11.2016
- www.aktion-schwereslos.de 



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 3/17 auf Seite M127.

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