Im Rahmen einer Studie der Universität Bonn wurde festgestellt, dass sich gleichaltrige Grundschulkinder beim Kauf von Snacks beeinflussen. © Elena Medoks/iStock/GettyImages Plus

Online News: Ess- und Kaufverhalten: Grundschulkinder beeinflussen Gleichaltrige beim Kauf von Snacks

  • 09.01.2024
  • News
  • Redaktion

Kinder, die eigenständig Snacks kaufen, sind oft mit Gleichaltrigen unterwegs: in Schulpausen, auf dem Nachhauseweg am Kiosk oder im Schwimmbad. Doch wie wirkt sich die Anwesenheit von Gleichaltrigen auf die Kaufentscheidungen von Kindern aus? Diese Fragestellung wurde nun an der Universität Bonn untersucht, an deren Studie rund 130 Dritt- und Viertklässler im Alter von 8–10 Jahren teilnahmen und einen Fragebogen ausfüllten, der ihre Snack-Vorlieben und ihr Wissen über Ernährung abfragte. Anschließend wurde ihnen eine weitere Aufgabe gestellt, um ihre Problemlösungskompetenz zu messen. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt veröffentlicht [1].

Inzwischen ist jedes siebte Kind zwischen sechs und zwölf Jahren in Deutschland übergewichtig. Übergewicht kann langfristig schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen. Bereits Kinder im Grundschulalter verfügen durch Taschengeld und Geldgeschenke über eine erhebliche Kaufkraft, die es ihnen erlaubt u. a. auch eigenständig Snacks zu kaufen. Um Kinder zu unterstützen, möglichst gesunde Entscheidungen zu treffen, ist es wichtig zu verstehen, was ihre Kaufentscheidung beeinflusst.
In einem einfachen Kaufexperiments sollten die Kinder einen Geldbetrag einsetzen. Zur Auswahl standen verschiedene Snack-Optionen: Schokokekse (die ungesündeste Alternative), Frucht-Quetschies (eine mittlere Alternative), und Apfelscheiben (die gesündeste Alternative). Die Kinder konnten dabei jeweils zwischen Markenprodukten von McDonald‘s und No-Name-Produkten wählen. Die Snacks waren zu 0,60 €, 1,00 € oder 1,40 € erhältlich.
Die Kinder hatten nun die Möglichkeit, zwischen zwei Produkten zu wählen, bspw. einem Beutel Apfelscheiben von McDonald’s für 1,00 Euro und einem No-Name-Quetschie für 0,60 Euro. Alternativ konnten sie auch entscheiden, keinen der beiden Snacks zu kaufen. Ihre Wahl wurde auf einer Antwortkarte vermerkt, dieser Auswahlprozess insgesamt zehn Mal mit unterschiedlichen Snack-, Marken- und Preiskombinationen wiederholt. Am Ende durfte das jeweilige Kind aus seinen zehn Antwortkarten eine Karte zufällig ziehen. Für die darauf vermerkte Wahl musste es den auf der Karte angegeben Preis zahlen und erhielt dafür den entsprechenden Snack. Falls es sich auf der gezogenen Antwortkarte für keinen der Snacks entschieden hatte, erhielt es keinen Snack, musste aber auch nichts bezahlen.
Vor Beginn des Experiments wurden die Kinder per Zufall einer von zwei Gruppen zugewiesen: In einer Gruppe nahmen sie einzeln an dem Kaufexperiment teil; in der anderen Gruppe waren sie zu zweit mit einem gleichaltrigen Kind zusammen. Auch in dieser zweiten Gruppe traf jedes Kind jeweils eine eigene Wahl, die Kinder konnten diese aber vor ihrer Entscheidung miteinander besprechen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Konformität in dieser Altersgruppe eine bedeutende Rolle zu spielen scheint: Wenn die Kinder die Snacks im Beisein eines Freundes oder einer Freundin gekauft haben, haben sie oftmals die gleiche Entscheidung getroffen. In 13,5 Prozent der Fälle wählten beide Kinder sogar immer den gleichen Snack aus. Dabei tendierten sie besonders häufig zur Wahl des Schokokeks. Kinder hingegen, die alleine an dem Experiment teilnahmen, entschieden sich öfter für die Quetschies. Eine mögliche Erklärung für diese Unterschiede zwischen den beiden Gruppen könnte sein, dass die Kinder vermuten, dass Gleichaltrige Kekse als ‚cooler‘ betrachten – vielleicht sogar, weil sie ungesünder sind.
Auch Kinder mit hohem Wissen über Ernährung trafen häufig die gleichen Entscheidungen wie ihre Partner*innen. Interessanterweise haben Kinder in der Zweier-Gruppe häufiger entschieden, keinen der beiden Snacks zu kaufen. Eine positive Beobachtung im Zusammenhang mit diesem „Gruppenzwang“: Kinder wählten im Beisein eines anderen Kindes tendenziell preisgünstigere Varianten aus. Sie zeigten also ein stärkeres Preisbewusstsein. Die Marke spielte bei der Kaufentscheiden eine untergeordnete Rolle, obwohl die Kinder angaben, dass sie McDonald‘s mögen. Es ist anzunehmen, dass Keks, Quetschie und Apfelscheiben keine Produkte sind, welche die Kinder üblicherweise mit McDonald‘s in Verbindung bringen.


Literatur:

  1. Landwehr SC, Hartmann M: Is it all due to peers? The influence of peers on children’s snack purchase decisions. Appetite 2024, 192: 107111.

Quelle: Pressemeldung der Universität Bonn vom 24.11.2023

 

 

Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter