Digitale Beratung kann mehr KlientInnen erreichen: Personen, die zeitlich eingespannt, körperlich eingeschränkt, in abgelegenen Regionen oder im Ausland sind u. v. m. © leszekglasner/iStock/Getty Images Plus

Aktuell in Heft 6: Ernährungsberatung digital und telefonisch

  • 15.06.2020
  • News
  • Stella Glogowski

Ernährungsberatung kann auch ohne physischen Kontakt stattfinden, bspw. am Telefon, per (Video) Chat oder in Social-Media-Gruppen. Das kommt vielen KlientInnen nicht nur „während Corona“ entgegen, denn es ist niedrigschwelliger und entspricht dem digitalen Zeitgeist.

Wie kann Ernährungsberatung auch während der Corona-Pandemie aufrechterhalten werden? Zwar wurden die Einschränkungen mittlerweile wieder gelockert, so „wie vorher“ ist es jedoch nicht – und eine zweite Erkrankungswelle steht uns evtl. noch bevor.


Von digitaler und telefonischer Ernährungsberatung profitieren auch Menschen, die keine qualifizierte Ernährungsberatung in ihrem Umfeld finden oder zu einer selteneren Indikation Unterstützung benötigen – und umgekehrt profitieren ebenso BeraterInnen, die in abgelegeneren Gegenden praktizieren oder zu selteneren Indikationen beraten. Auch alleinerziehende Elternteile, zeitlich stark eingespannte, im Ausland lebende oder körperlich eingeschränkte Personen könnten Tele-Ernährungsberatung nutzen. Und schließlich eignen sich digitale Einheiten für ein „Schnuppergespräch“ oder kurze Check-ups, bspw. in der Mittagspause.

Digital und telefonisch soll die 1:1-Beratung jedoch nicht ersetzen, sondern sie erweitern, unterstützen. Beratungsfachkräfte können engmaschiger betreuen, Menschen in ihrem Essalltag erreichen – wodurch eine Ernährungsumstellung nachhaltiger gelingen kann. Und: Ernährungsfachkräfte überlassen das wachsende Online-Beratungsfeld nicht selbsternannten „Ernährungscoaches und -expertInnen“.

Das alles benötigt natürlich Energie und Zeit: BeraterInnen müssen sich einarbeiten, Digital- und Medienkompetenz entwickeln, aber auch Selbstkompetenz erlernen, damit wir die Technik und nicht die Technik uns beherrscht.* Die Beiträge zur digitalen Ernährungsberatung von Dr. Elke Arms und Monika Götz in der Juni-Ausgabe 2020 sind noch vor der Corona-Pandemie entstanden – was noch einmal die Relevanz des Themas unterstreicht. Elke Arms diskutiert die digitalen Entwicklungen und Trends im Bereich Ernährungsberatung und bespricht die Auswirkungen auf unseren Berufsstand. Monika Götz umreißt die spezifischen Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Formate und Online-Methoden. Ergänzend finden Sie eine Kurzmeldung zu den von Stiftung Warentest geprüften Videochat-Softwares in diesem Heft und erfahren im Interview mit Barbara Contzen auf Ernährungs Umschau Online PLUS, wie sie ihre Ernährungs-Seminare auf Webinare umstellt.**

Gedacht sind die Beiträge als Einstieg in die „digitale Ernährungsberatung“, denn natürlich wären noch viel mehr Seiten und Beiträge nötig, um das Thema in seiner ganzen Tiefe darzustellen (datenschutz- und vertragsrechtliche Aspekte, welche Software und welche Geräte passen zu wem, Umgang mit Problemen, wie ändert sich die Kommunikation etc.). Klar wird jedoch: Aus der Krise können wir auch für die Zukunft lernen, für professionellere Digitalisierung und ein erweitertes Angebot an Tele-Ernährungsberatung auch nach der Corona-Pandemie.

Herzlichst, Ihre
Stella Glogowski

* Für eine selbstbestimmte und gesunde Haltung in der digitalen Welt: Editorial „Digital emanzipiert und OMline“ und Bericht zu unserer Tagung „Ernährungsfachkraft 4.0 – Erfolgreich OMline“.
** Auch im Juni-Heft können AbonnentInnen zudem den Peer-Review-Beitrag „Online-Ernährungsberatung zur Gewichtsreduktion: Erfahrungen von übergewichtigen und adipösen Erwachsenen“ von Weishaupt et al. lesen, die bald erscheinende englische Version wird open access, also für alle frei zugänglich sein.

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