3. Tagung der Ernährungs Umschau: OMline statt online!
- 04.11.2019
- Online PLUS
- Dr. Caroline Krämer
Nach Begrüßung durch Redaktionsleiter Dr. Udo Maid-Kohnert startete die 3. Tagung der Ernährungs Umschau am 25. Oktober 2019 in den Räumen der Evangelischen Akademie am Frankfurter Römerberg ganz analog. Dr. Sabine Schmidt führte durch ein Warm-up, in dem die TeilnehmerInnen zunächst mit „trifft zu“ (aufstehen) oder „trifft nicht zu“ (sitzen bleiben) ihre eigene „Evolutionsstufe“ in der digitalen Welt einschätzen sollten. Anschließend wurden sie digital gefordert: Mithilfe ihrer Smartphones und dem Tagungstool VOXR konnten sie die vielfältigen Antworten auf die weiteren Warm-up-Fragen in Grafiken bzw. Wortwolken direkt live sehen.
Ernährungsfachkräfte müssen sich stärker als ExpertInnen positionieren
Aufgewärmt und neugierig geworden erfuhren die Teilnehmenden im ersten Vortrag von Eva-Maria Endres, wie und wo die Digitale Revolution Ernährungsfachkräfte betrifft. Im Kontext von sozialen Medien muss die Rolle der Ernährungsfachkraft Endres zufolge neu definiert werden. Traditionelle Ordnungssysteme verlieren an Bedeutung, die Gatekeeper-Funktion der ExpertInnen verwischt und an deren Stelle treten die NutzerInnen als neue GatekeeperInnen: Teilen oder Liken liegt in deren bzw. unserer Hand. Hier besteht die Gefahr einer Fragmentierung der Öffentlichkeit und Radikalisierung der Essmoral Einzelner. Es wird nur noch innerhalb der eigene „Filterblase“ kommuniziert: der sog. Echokammereffekt.
Umso wichtiger ist es, dass sich Ernährungsfachkräfte, staatliche Organisationen, Wissenschaft und unabhängige Verbände stärker als ExpertInnen positionieren und präsenter sind als bisher. InfluencerInnen nicht ablehnen, sondern mit ihnen zusammenarbeiten, sie ihrer Verantwortung bewusst machen und gemeinsam ihre Inhalte fundieren, empfiehlt Endres. Hierzu bedarf es Vernetzungsstellen und gemeinschaftlicher Organisationsprozesse, bspw. Qualitätsnetzwerke oder Ombudsstellen und zentrale, digitale Anlaufstellen zu Ernährungsthemen.
Digitalisierung als Gestaltungsaufgabe
Wie wird man schließlich selbst zu kompetenten und reflektierten NutzerInnen digitaler Informations- und Kommunikationstechniken? Dieser Frage ging Dipl.-Päd. Romy Stühmeier vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. in ihrem Vortrag „Neugierig sein! Digitalisierung als Gestaltungsaufgabe“ nach.
Viele sehen sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung im Beruf, aber auch im Alltag, einem dauerhaften Lern- und Anpassungsdruck ausgesetzt. So kann die Fülle an digitalen Werkzeugen (Tools) NutzerInnen vor Herausforderungen stellen. Stühmeier ermutigt jedoch, dass diese Herausforderungen mit guter Vorbereitung und Planung sowie einer klaren Zielvorstellung für deren Einsatz im Arbeitsalltag alleine oder im Team gut zu bewerkstelligen sind.
Über allem steht die Idee der Veränderung/Neuerung. „Abern Sie nicht rum, wenn Sie Kreativität und Motivation fördern wollen: ,Ja genau, und …‘ statt: ,Ja, aber …‘.“, rät Stühmeier. Denn: „Aber-Sätze“ entzögen jeder Idee die Energie. „Bringen Sie Ihre Idee zum Erfolg und nehmen Sie wahr, was Sie bereits an Kompetenzen bei sich/im Team haben.“
Tools können helfen, Abläufe zu optimieren und Zeitfenster (für Ruhe) zu ermöglichen. Stühmeier gab den Teilnehmenden viele digitale Tools an die Hand: solche zur Planung von Projekten und Geschäftsmodellen, solche, die es ermöglichen, den Überblick über Aufgaben, Termine und Arbeitsprozesse im Team zu bewahren und viele mehr. Denn durch transparente Kommunikation im Team oder mit KlientInnen können Missverständnisse und Ausgrenzungen vermieden werden. Die Inanspruchnahme von Online-Terminvereinbarungstools bspw. schafft Freiraum für andere Aufgaben im Praxisalltag und Zeit für Ruhephasen. Haben Sie zudem sichergestellt, dass Sie von Ratsuchenden bzw. Interessierten im Internet gefunden werden? Eine gut gestaltete Homepage, evtl. ergänzt um Social-Media-Accounts, sind die persönliche Visitenkarte im Netz.