Bewegung und Ernährungsumstellung senken nicht automatisch das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. © Sneksy/iStock/Thinkstock

Diabetes mellitus Typ 2: Andere Lebensgewohnheiten senken Risiko nicht immer

  • 13.05.2015
  • News
  • Redaktion

Nicht jeder Betroffene mit Diabetes mellitus Typ 2 profitiert gleich stark von einer Veränderung des Lebensstils. Dies zeigen neuere Untersuchungen des Tübinger-Lebensstil-Interventionsprogramms (TULIP) und der darauf basierenden deutschlandweiten Prädiabetes-Lebensstil-Interventionsstudie (PLIS) des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Forscher des TULIP-Programms untersuchen, warum manche Menschen trotz Gewichtsabnahme und sogar bei Normalgewicht an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken.

© DDG

In Deutschland sind mehr als sechs Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, die meisten davon an Diabetes mellitus Typ 2. Jedes Jahr kommen etwa 270000 neu hinzu. In vielen Fällen helfen Bewegung, Ernährungsumstellung und Gewichtsabnahme, um das Risiko zu senken. Trifft die nicht zu, scheinen genetische Faktoren sowie der Anteil des Bauch- und Leberfetts eine besondere Rolle zu spielen.

„Untersuchungen zufolge müssen sieben Personen mit einer Vorstufe des Diabetes über einen Behandlungszeitraum von drei Jahren solch eine Lebensstilintervention vornehmen, damit bei einer Person ein Diabetes tatsächlich verhindert werden kann“, erklärt Professor Dr. med. Norbert Stefan, Kongresspräsident des diesjährigen Diabetes Kongress und Leiter der Abteilung Klinisch-experimentelle Diabetologie der Medizinischen Klinik IV des Universitätsklinikums Tübingen.

Im TULIP-Programm untersuchen Stefan und seine Kollegen, warum manche Patienten weniger stark oder auch gar nicht auf die Veränderung der Lebensgewohnheiten ansprechen. „Hierbei stellten wir fest, dass das Diabetesrisiko durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten nicht immer sinkt", so Stefan.

Biomarker als Warnsignal

Die Experten vermuten, dass genetische Variationen, welche die Insulinwirkung und die Insulinproduktion beeinflussen, der Grund für die unterschiedlichen Erfolge bei den Patienten sind. Beispielsweise steht ein Rezeptor des Fettgewebshormons Adiponektin im Fokus. Das Protein und Hepatokin Fetuin-A, das bei Fettleber vermehrt ausgeschüttet wird, spielt offensichtlich ebenso eine bedeutende Rolle. Denn es senkt die Insulinwirkung in den Körperzellen und steigert die Produktion von Entzündungsstoffen.

„Diese sogenannten Biomarker können wir künftig eventuell dafür nutzen, das persönliche Diabetesrisiko besser vorherzusagen und zu ermitteln, welche Patienten von einer Umstellung des Lebensstils tatsächlich profitieren", prognostiziert Stefan. Mit diesen Erkenntnissen könnte eventuell auch der Zusammenhang zwischen Fettleber, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauferkrankungen aufgedeckt werden.



Weitere Informationen

www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

Diabetes Kongress 2015
50. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
Termin: Donnerstag, 14. Mai 2015, von 10.00 bis 11.30 Uhr
Ort: CityCube, Vortragssaal „Langerhans“ in der Messe Süd Berlin
Anschrift: Haupteingang Messedamm, Messedamm 26, 14055 Berlin
www.diabeteskongress.de

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