Fast 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. © baloon111 / iStock / Thinkstock
Fast 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. © baloon111 / iStock / Thinkstock

BfR: Veganer haben breites Ernährungswissen – Risikokommunikation dennoch erforderlich

  • 17.10.2017
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  • Redaktion

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu Einstellungen von Veganerinnen und Veganern veröffentlicht. Die Fokusgruppen-Interviews zeigen, dass Veganer ein fundiertes Ernährungswissen besitzen und ihnen Risiken wie Nährstoffmangel bekannt sind. Kritik an ihrer Ernährungsweise nehmen sie allerdings weniger gern an.

Das BfR hat die Einstellungen von Veganerinnen und Veganern untersucht, um Risikokommunikationsstrategien zu entwickeln. Dafür wurden fünf Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt 42 Teilnehmern in einem Berliner Teststudio für Gruppendiskussionen durchgeführt.

Auffällig war, dass zwei Drittel der Stichprobe einen Studienabschluss besitzen, während es in der Bevölkerung nur 15 Prozent sind. Laut Befragung sind Veganerinnen und Veganer nicht nur überdurchschnittlich gebildet, sondern meistens auch konfessionslos (71 Prozent). Außerdem kann der größte Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als "Ethik-Veganer" betrachtet werden, isst somit vorrangig aus Tierschutzgründen vegan und weniger aufgrund ökologischer oder gesundheitlicher Aspekte.

Höchstens drei Personen im Forschungsprojekt konnten der Gruppe der "Gesundheits-Veganer" zugeordnet werden. Gesundheit spiele für den Ethik-Veganer zwar auch eine Rolle, aber eben oft nur nachgelagert. Die positiven gesundheitlichen Aspekte würden lediglich die Motivation zur Aufrechterhaltung der veganen Ernährungsweise verstärken und werden als angenehmer Nebeneffekt wahrgenommen, so im Bericht zum Forschungsprojekt zusammengefasst.

Veganer informieren sich selbst über Nährstoffdefizite

Die meisten Teilnehmer haben ein ausgeprägtes Ernährungswissen. Fast 80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben demnach an, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. 40 der 42 Befragten sind sich etwa bewusst, dass die vegane Ernährung zu einer Mangelversorgung mit Vitamin B12 führen kann. Die meisten gaben an, das Vitamin regelmäßig zu supplementieren. Die Empfehlung dazu kam seltener von Seiten eines behandelnden Arztes – meist informieren sich die Veganer selbst über mögliche Nährstoffdefizite und entsprechende Ergänzungsmittel.

Aber es gibt aber auch Informationsbedarf: Zum Beispiel ist das Wissen zu Eisenquellen in Nahrungsmitteln bruchstückhaft. Das Risikobewusstsein für die besondere Ernährungsweise ist jedoch bei der Mehrheit der Befragten vorhanden.

Fazit des BfR: Es besteht Risikokommunikationsbedarf. Wer die vegane Ernährung als gefährlich oder abnormal darstellt, findet wenig Gehör bei der Zielgruppe. Eine effektive Risikokommunikation sollte laut BfR an bestehende Überzeugungen anknüpfen. Dazu gehören konkrete Anleitungen für Veganerinnen und Veganer, die sie mit ihrer Ernährung verbinden können.

Quelle: BfR / Forschungsprojekt



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