Mutter stillt ihr Kind. © jgaunion / iStock / Thinkstock
Stillen senkt das Risiko für späteres Übergewicht beim Kind. © jgaunion / iStock / Thinkstock

Stillhäufigkeit und Stilldauer: Nationale Stillkommission fordert Stillmonitoring

  • 18.05.2017
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  • Redaktion

Laut nationaler Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) deutet sich ein abnehmender Trend beim vollen Stillen bezogen auf die letzten 10 Jahren an. Die Wissenschaftler haben im Rahmen einer aktuellen Literaturstudie Stilldaten aus den letzten 20 Jahren untersucht. Die Daten basieren jedoch nicht auf standardisierten Erhebungsmethoden – weshalb die Experten nun ein nationales Stillmonitoring fordern.

Um eine systematische und flächendeckende Datenerhebung des Stillverhaltens in Deutschland zu sichern, sollte der Stillverlauf eines Kindes nach Ansicht der nationalen Stillkommission in mehreren Stationen erfolgen: in den Geburtskliniken, bei den Kinderfrüherkennungsuntersuchungen und retrospektiv im Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen. Darüber hinaus sollten in regelmäßigen Abständen qualitative Erhebungen zur Ermittlung von Einflussfaktoren auf das Stillen erfolgen. Das Ziel: Eine zentrale Datenerhebung und -auswertung könnte systemübergreifend Stillhäufigkeit und -dauer einschätzen und somit auch die Wirksamkeit von Stillförderungsmaßnahmen zuverlässig bewerten.

In ihrer dieser Forderung zugrundeliegenden Literaturstudie „Stillhäufigkeit und Stilldauer in Deutschland - eine systematische Übersicht“ berücksichtigten die Wissenschaftler 35 Publikationen mit Daten zum Stillen für die Geburtsjahrgänge 1990 bis 2012. Die Daten stammen mehrheitlich aus regionalen oder lokalen Erhebungen und sind überwiegend retrospektiv erhoben worden. 

Die Erhebung zeigt, dass seit Beginn der 1990er Jahre relativ konstant zwischen 70 und nahezu 100 Prozent der Säuglinge direkt nach der Geburt gestillt wurden. Schon nach 2 Monaten wurde allerdings in allen Studien und zu allen Zeiten ein starker Rückgang der Stillraten beobachtet. Nach 6 Monaten wurden nur noch etwa 50 Prozent aller Säuglinge überhaupt gestillt. Aus der Gesamtheit der vorliegenden Daten lassen sich in keiner Altersgruppe eindeutige zeitliche Trends der Gesamt- oder Vollstillraten erkennen. In lokalen Längsschnittdaten deutet sich allerdings eine Stagnation oder sogar ein abnehmender Trend beim vollen Stillen in den letzten 10 Jahren an. 

Stillen schützt Mutter und Kind

Das ausschließliche Stillen in den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten hat viele Vorteile für Mutter und Kind. Studien haben ergeben, dass Kinder, die gestillt wurden, zum Beispiel ein geringeres Risiko für späteres Übergewicht haben. Außerdem wird die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind gefördert. 

Für eine 2016 veröffentlichte Studie hat ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern am Helmholtz Zentrum München den Stoffwechsel von Frauen mit Gestationsdiabetes nach der Entbindung untersucht. Sie fanden heraus, dass eine Stilldauer von mehr als 3 Monaten zu langfristigen positiven Veränderungen des Stoffwechsels der Mutter führt und vor Diabetes mellitus schützt.

Quelle: BfR

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