Eierchargen. © Tevarak / iStock / Thinkstock
Mindestens zehn Millionen kontaminierte Eier aus den Niederlanden sind nach Deutschland geliefert worden. © Tevarak / iStock / Thinkstock

Lebensmittelsicherheit: Verunreinigungen von Eiern mit Fipronil

  • 18.08.2017
  • News
  • Johanna Kapitza
  • Redaktion

In Eiern aus den Niederlanden und Deutschland wurde der Insektizid-Wirkstoff Fipronil gefunden. Wir haben den aktuellen Stand zum Skandal zusammengefasst – die Verbaucher sind weiterhin verunsichert, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt allerdings eine akute gesundheitliche Gefährdung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder als unwahrscheinlich ein.

Das Breitspektrum-Insektizid Fipronil wird unter anderem gegen Zecken, Milben, Schaben, Flöhe oder Läuse eingesetzt. Die Anwendung an lebensmittelliefernden Tieren ist jedoch nicht zulässig. Dennoch kam es zu Fipronil-belasteten Eiern in Belgien und den Niederlanden, die die EU-weit geltenden Rückstandshöchstwerte von 0,005 mg/kg überschritten. Ein Großteil dieser Eier ist auch in den deutschen Handel gelangt. 

Über ein Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) hatte Belgien die EU-Mitgliedstaaten über potenzielle Gesundheitsgefahren in Folge des Verzehrs kontaminierter Eier informiert und landesweite Ermittlungen angestoßen. Dabei wurden auch in vier Betrieben in Niedersachsen Fipronil-belastete Eier nachgewiesen. Verbraucher sind seither verunsichert, ob der Verzehr dieser Eier(erzeugnisse) mit Gesundheitsrisiken verbunden sein könnte. In Tierversuchen wurde das Insektizid als akut toxisch eingestuft, sofern es über die Haut oder oral aufgenommen beziehungsweise inhaliert wird.

Gefährdung für Erwachsene und Kinder unwahrscheinlich

Nach der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist eine akute gesundheitliche Gefährdung weder für Erwachsene noch für Kinder wahrscheinlich. Die Fipronilgehalte in deutschen Eiern erreichten Werte bis zu 0,45 mg/kg. Unter Zugrundelegung der europäischen Verzehrdaten kommt es damit zu einer Ausschöpfung der akuten Referenzdosis (ARfD) um bis zu 62 Prozent.

Die ARfD drückt diejenige Substanzmenge pro kg Körpergewicht aus, die über die Nahrung mit einer Mahlzeit oder innerhalb eines Tages ohne ein erkennbares gesundheitliches Risiko für Verbraucher aufgenommen werden kann. Demnach könnte ein Kind bis zu 1,7 Eier pro Tag zu sich nehmen, die die höchsten gemessenen Gehalte in Belgien aufwiesen, welche mit 1,2 mg/kg noch weit über den deutschen Werten lagen.

Da das Insektizid nach derzeitigem Kenntnisstand nicht durch hohe Temperaturen beim Kochen oder Braten abgebaut wird, berücksichtigt das BfR bei dieser Einschätzung sowohl verarbeitete als auch unverarbeitete Eiererzeugnisse. Die Suche nach den Ursachen gestaltet sich schwierig: Das Behandlungsmittel Dega-16 zur Bekämpfung der roten Vogelmilbe, dem unerlaubt Fipronil zugesetzt worden war, steht derzeit im Fokus der Ermittlungen.

Verbessertes Krisenmanagement gefordert

Verbraucher können auf dem Portal www.lebensmittelwarnung.de nachverfolgen, welche Eier-Chargen und Eiererzeugnisse zurückgerufen wurden. Ermöglicht wird dies neben den bestehenden Maßnahmen der Lebensmittelüberwachung durch das bundesweit eingeleitete Monitoring von eihaltigen Erzeugnissen, das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) koordiniert wird. Dennoch werden Forderungen nach einem verbesserten Krisenmanagement bei künftigen Skandalen laut, die vor allem die Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette von Lebensmitteln als problematisch betrachten.



Quellen:
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Pressemeldung vom 05.08.2017, aktualisiert am 15.08.2017; Bundesinstitut für Risikobewertung, Stellungnahme vom 30.07.2017 und vom 11.08.2017, aktualisierte FAQ vom 15.08.2017; Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Pressemeldung vom 05.08.2017

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