Übergewichtige Familie. © Roberto Michel / iStock Editorial / Getty Images Plus
Jedes Jahr sterben laut Daten der WHO mehr als 2,8 Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht und Fettsucht. © Roberto Michel / iStock Editorial / Getty Images Plus

Insulinresistenz und Entzündungen: Forscher identifizieren ausschlaggebenden Botenstoff

Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, bestimmte Krebsarten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Verantwortlich für diese Folgeerkrankungen sind übergewichtsbedingte Entzündungsprozesse. Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) haben nun einen neuen Botenstoff identifiziert, der die chronischen Entzündungen sowie die Ausbildung einer Insulinresistenz begünstigt.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, wie das Eiweißmolekül Wingless-type signaling pathway protein-1 (WISP1) direkt die Insulinwirkung in Muskelzellen sowie in der Leber negativ beeinträchtigt und dadurch zur Insulinunempfindlichkeit führt. Demnach hebt WISP1 die Insulin-induzierte Hemmung von Glukoseproduktion (Glukoneogese5) in murinen Leberzellen und die Erhöhung des Glykogenaufbaus (Glykogensynthese6) in menschlichen Muskelzellen auf.

Türöffner für spezifische Medikamente?

Die Synthesemenge des WISP1-Proteins korreliert mit den Blutzuckerkonzentrationen im Glukosebelastungstest (OGTT) sowie mit dem zirkulierenden Spiegel der Hämoxygenase-1 (HO-1), ein Enzym, das vor allem bei Adipositas chronische Entzündungen fördert. Die Forscher haben vermutet, dass eine vermehrte WISP1-Produktion aus dem Bauchfett ursächlich dafür ist, warum übergewichtige Menschen oft einen gestörten Glukosestoffwechsel haben. „Eine mögliche Ursache für die vermehrte WISP1-Produktion und Freisetzung aus den Bauchfettzellen könnte die schlechte Sauerstoffversorgung (Hypoxie) der Gewebe sein. Dies könnte zu den chronischen Entzündungsreaktionen führen“, erklärt die Biologin Dr. Olga Pivovarova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Die neuen Ergebnisse könnten nun alternative Ansätze für die Therapie von Erkrankungen, die durch Übergewicht verursacht werden, eröffnen. „Denkbar wären zum Beispiel Medikamente, die gezielt die WISP1-Wirkung an Muskeln und Leberzellen verhindern und somit zu einer besseren Insulinwirkung in diesen Geweben führen“, sagt Dr. Natalia Rudovich, leitende Diabetologin und Endokrinologin im Spital Bülach. Von der Grundlagenforschung1 bis zum einsatzfähigen Therapeutikum sei es aber noch ein langer Weg.

Die beteiligten Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Diabetologia (Hörbelt et al, 2018), der European Association for the Study of Diabetes (EASD).



1. Die veröffentlichten Daten sind ein Teil der durch die European Foundation for Study of Diabetes (EFSD) geförderten Studie „Unravelling the role of WISP1 on metabolic and cellular plasticity in white adipose Tissue“(Natalia Rudovich und Margriet Ouwens), sowie des vom Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf geförderten Projekts “WISP1 is a novel target for regulation of glucose metabolism” (Natalia Rudovich und Margriet Ouwens)



Quelle: DIfE

Literatur: The novel adipokine WISP1 associates with insulin resistance and impairs insulin action in myotubes and hepatocytes. Hörbelt, T., Tacke, C., Markova, M. et al. Diabetologia (2018).

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