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Coronavirus: Starkes Übergewicht ist Risikofaktor für schweren COVID-19-Krankheitsverlauf

  • 01.07.2020
  • News
  • Redaktion

„Die Hinweise verdichten sich, dass das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei Infektion mit dem Coronavirus mit Adipositas erhöht ist“, sagt Prof. Dr. Martina de Zwaan, Präsidentin der DAG.

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) rät Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) daher, die empfohlenen Hygieneregeln, Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen des Infektionsschutzgesetzes besonders ernst zu nehmen, insbesondere da in manchen Regionen die Infektionszahlen erneut ansteigen.
Ein ausführliches DAG-Positionspapier zu Adipositas und COVID-19 mit Empfehlungen für Menschen mit Adipositas, Forderungen an die Politik und Hintergrundinformationen sowie ein weiterführendes Informationsblatt sind auf der DAG-Webseite verfügbar [1, 2].

„Die Corona-Krise muss für das vernachlässigte Politikfeld Adipositas ein Weckruf für Gesundheitspolitik und gesundheitlichen Verbraucherschutz sein! Menschen mit Adipositas haben derzeit weder einen Rechtsanspruch auf eine Adipositastherapie, die Krankenhäuser und Intensivstationen sind auf ihre Bedürfnisse kaum zugeschnitten, und die Prävention ist ineffektiv“, so de Zwaan.

Ein schwerer Krankheitsverlauf mit Adipositas bei Infektion mit dem Coronavirus bedeutet mehr Krankenhauseinweisungen, mehr Zuweisungen auf Intensivstationen, ein höheres Risiko für Lungen- und Organversagen bis hin zu einem tödlichen Ausgang [1]. „Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen für ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bei Menschen mit Adipositas. Wir halten deshalb spezielle Quarantänemaßnahmen für Menschen mit Adipositas, die über die Regelungen auf der politischen Ebene für die Allgemeinbevölkerung hinausgehen, für nicht erforderlich.“, erläutert de Zwaan.

„In Deutschland sind derzeit weder evidenz- noch erfahrungsbasierte klinische Daten zu Krankheitsverläufen von Menschen mit COVID-19 und Adipositas verfügbar, eine entsprechende Anfrage der DAG an das Robert-Koch-Institut Ende April blieb unbeantwortet“, so de Zwaan. Deutschland gehört zu den Ländern mit einer hohen Adipositasprävalenz von rund 24 % bei Erwachsenen [3]. Sozioökonomische und gesundheitliche Ungleichheit haben direkte Auswirkung auf die Adipositaszahlen [4, 5], eine Regelversorgung für Adipositas fehlt und die Präventionsmaßnahmen gegen nichtübertragbare Krankheiten sind unzureichend (Übersicht in [1]). Die Pandemie wird nach Ansicht der DAG so zum Brennglas für bereits vorbestehende Versäumnisse und weist auf dringende zukünftige Erfordernisse.

Die DAG fordert für die Versorgung und den Schutz von Menschen mit Adipositas:

  • Ausstattung für Krankenhäuser und Intensivstationen, die den Bedürfnissen und Erfordernissen von Menschen mit Adipositas – Hochrisikopersonen für einen schweren COVID-19-Verlauf – gerecht wird und eine genauso gute Versorgung sicherstellt wie für Menschen mit Normalgewicht.
  • Infizierte Personen sollten hinsichtlich Alter, Geschlecht, BMI, Grunderkrankungen, kardiometabolischer Risikofaktoren und Krankheitsverläufen systematisch erfasst und die Ergebnisse der Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
  • Etablierung einer Regelversorgung für Menschen mit Adipositas: Menschen müssen befähigt werden, ihr Krankheitsrisiko für chronische Folgekrankheiten und akute Virus-Pandemien zu senken.

Literatur

1. DAG: DAG-Positionspapier „Adipositas & COVID-19 – Empfehlungen für Menschen mit Adipositas und Forderungen an die Politik.
2. DAG: DAG-Informationsblatt „Covid-19 und Adipositas“.
3. RKI: Übergewicht und Adipositas. Studie DEGS1, Erhebung 2008-2011. (2014)
4. RKI: Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen. (2017)
5. RKI: Regionale Unterschiede in der Gesundheit – Entwicklung eines sozioökonomischen Deprivationsindex für Deutschland. (2017)

Quelle: Deutsche Adipositas-Gesellschaft, Pressemeldung vom 14.05.2020

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