Die „Mahlzeitendiktatur“ oder: Was sollen Kinder in Kita und Grundschule essen (dürfen)?

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 29.08.2023 / Überarbeitung angenommen: 20.11.2023

Ausgangslage und Forschungsfragen

Mahlzeiten an Kindertagesstätten und Ganztagsschulen werden von den Trägern der jeweiligen Institutionen verantwortet und die Zubereitung und Lieferung häufig an Caterer vergeben. Kommunen als Schulträger bezuschussen die Mahlzeiten finanziell, sodass Erziehungsberechtigte nicht die komplette Mahlzeit, sondern einen mehr oder weniger hohen Eigenanteil bezahlen müssen [1]. In der Kita ist die Teilnahme am Mittagessen üblicherweise für Ganztagskinder vorgesehen; an der Grundschule ist die Teilnahme freiwillig, wobei in den Kommunen unterschiedliche Anmelde- und Stornierungsverfahren genutzt werden. Für die Qualität des Essens hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Qualitätsstandards ausgearbeitet, deren Befolgung für die Träger jedoch freiwillig ist [2, 3]. Es liegt im Interesse einer ernährungsphysiologisch günstigen Versorgung von Kindern und Jugendlichen, dass die DGE-Standards eingehalten werden und die Heranwachsenden am angebotenen Mittagessen teilnehmen [4].

Immer wieder steht die Qualität des Mittagessens an Kitas und Schulen in der Kritik, etwa von Seiten der Schüler*innen oder aus ernährungswissenschaftlicher Sicht [5, 6]. Die Qualitätsstandards der DGE für Kitas und Schulen sehen sowohl einen Speiseplan mit Fleisch/Fisch als auch einen lakto-ovo-vegetarischen Speiseplan vor. Gemäß der Kinder- und Jugendstudie EsKiMo II zum Essverhalten praktizieren 1,4 % der Kinder (6–10 Jahre) und 5 % der Jugendlichen (11–17 Jahre) eine vegetarische Kostform [7]. ...

Abstract

Der Beitrag bezieht sich auf einen ausgewählten Ausschnitt eines Diskurses über das ausschließliche Angebot einer fleisch- und fischfreien Mittagsmahlzeit an Kitas und Grundschulen der Stadt Freiburg im Herbst 2022. Im Vorfeld des entsprechenden Beschlusses des Gemeinderats entstand eine lebhafte mediale Diskussion. Die Analyse zeigt mehrere Diskursstränge und verweist auf unterschiedliche Wertvorstellungen. U. a. geht es um den Wert des Genusses (Hedonismus) und den Wert der Autonomie der Kinder. Im vorliegenden Artikel werden diese Werte vor einem (ernährungs)pädagogischen und -politischen Hintergrund diskutiert.



Peer reviewed / Manuscript (original) submitted: 29 August 2023 / revision accepted: 20 November 2023

The “meal dictatorship” or: What should children (be allowed to) eat in day care centers and primary schools?

Abstract

The article refers to a selected excerpt of a discourse on the exclusive offer of a meat- and fish-free lunch at day care centers and elementary schools in the city of Freiburg in autumn 2022. In the run-up to the corresponding decision of the municipal council, a lively media discussion arose. The analysis shows several strands of discourse and points to different values. These include the value of pleasure (hedonism) and the value of children's autonomy. In this article, these values are discussed against a (nutritional) educational and political background. ...

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2/2024 auf den Seiten M68 bis M74.

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