Entscheidungsprozesse von Kindern und Jugendlichen im Bereich einer nachhaltigen Ernährung

  • 14.08.2019
  • Print-Artikel
  • Anke Stoll-Hertrampf
  • Federica Valsangiacomo
  • Ute Bender
  • Sharon Ross
  • Franziska Bertschy
  • Christine Künzli

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 31.07.2018 / Überarbeitung angenommen: 07.02.2019

Teil 1: In welcher Weise werden Entscheidungsprozesse durch vorhandenes Wissen beeinflusst?

Einleitung

Mit dem Weltaktionsplan für Nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen die UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)“ strategisch weitergeführt [1]. Zudem erfährt BNE im vierten der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen besondere Berücksichtigung (Ziel 4, Abschnitt 7) und soll gemäß der Deutschen Kultusministerkonferenz an Schulen in besonderem Maße gefördert werden [2]. Sowohl in den bildungspolitischen, curricularen als auch in pädagogischen und didaktischen Konzepten gilt der Aufbau von Entscheidungskompetenz auf Seiten der Lernenden als maßgebliche Absicht einer BNE, d. h. die Kompetenz, sich im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung (NE) reflektiert und verantwortungsvoll entscheiden zu können [3–5].

Wie auch im zentralen deutschsprachigen fachdidaktischen Konzept „REVIS“ (Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen, 2003–2005) angesprochen, können Konsumierende durch ein reflektiertes Konsumverhalten im Bereich Ernährung zum gesamtgesellschaftlichen Prozess einer NE beitragen und zudem die eigene Gesundheit wirksam unterstützen [6–8].

Doch wie kann die entsprechende Entscheidungskompetenz im schulischen Unterricht erworben werden und welche Voraussetzungen auf Seiten der SchülerInnen spielen hierbei eine Rolle? Das Forschungsprojekt EKoN-E befasst sich v. a. mit der Frage der Voraussetzungen und fokussiert hierbei Vorwissen und Werte der Lernenden. Der folgende erste Teil des Artikels konzentriert sich auf die Rolle des Wissens.

Abstract

Das qualitative Forschungsprojekt EKoN-E (Entscheidungsprozesse von Kindern im Kontext einer Nachhaltigen Entwicklung mit dem Fokus Ernährung) untersucht, wie SchülerInnen (11–12 Jahre) Entscheidungsprozesse vollziehen und welche Rolle ihr Wissen und ihre Werte hierbei spielen. Der erste Teil des Artikels konzentriert sich auf die Rolle des Wissens. Anhand einer Lernsequenz werden SchülerInnen (N = 97) u. a. durch den Aufbau von Wissen auf Entscheidungen vorbereitet. Der Verlauf des Entscheidungsprozesses wird danach mit Einzelinterviews (n = 27) mit der Methode des Lauten Denkens erhoben. Die Auswertung erfolgt mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Befunde zeigen, dass das Wissensniveau im Allgemeinen nicht ausschlaggebend für den Entscheidungsprozess ist. Jedoch scheint eine „Wissensexpertise“ in einzelnen Dimensionen einer Nachhaltigen Entwicklung die Voraussetzung dafür darzustellen, dass Kinder Wissen in der betreffenden Dimension in den Entscheidungsprozess einbinden. Daraus folgt, dass sowohl der Aufbau als auch die Integration von Wissen in Entscheidungsprozesse gezielt unterrichtlich zu unterstützen ist.

Schlüsselwörter: nachhaltige Ernährung, Entscheidungskompetenz, Wissen, Kinder und Jugendliche, Nachhaltige Entwicklung, Ernährungsbildung



Peer-reviewed / Manuscript (original contribution) received: July 31, 2018 / Revision accepted: February 07, 2019

Decision-making processes of children in the context of sustainable diets

Part 1: The role of knowledge in decision-making processes

Abstract

The qualitative research project EKoN-E (Entscheidungsprozesse von Kindern im Kontext einer Nachhaltigen Entwicklung mit dem Fokus Ernährung [Decision-making processes of children in the context of sustainable development with a focus on diet]) aims to investigate how school pupils (age 11–12 years) carry out decision-making processes and the role that their knowledge and values play in this. Part 1 of the article focuses on the role of knowledge. Using a learning sequence, school pupils (N = 97) were prepared to make decisions through the development of knowledge, among other measures. Afterwards, the course of their decision- making processes was recorded through individual interviews (n = 27) using the thinking aloud method. Qualitative analysis of the content was then performed using Mayring’s method. The results show that the level of knowledge generally does not determine how the decision-making process plays out. However, “expert knowledge” about certain individual aspects of sustainable development appears to be a prerequisite for children using knowledge of the relevant aspects in their decision-making processes. Therefore, it follows that lessons should support both the development of knowledge and the incorporation of knowledge into decision- making processes in a targeted manner.

Keywords: sustainable diet, decision-making skills, knowledge, children and adolescents, sustainable development, nutrition education

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2019 von Seite M450 bis M458.

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