Regulator für die Nahrungsaufnahme: Uridin macht hungrig

Uridin ist ein zentraler Baustein der RNA, spielt aber auch bei vielen anderen Prozessen im Körper eine zentrale Rolle.

Uridin (Symbol U oder Urd; englisch: Uridine)
Uridin (Symbol U oder Urd; englisch: Uridine)

Bei Mäusen fanden Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung bereits vor einigen Jahren, dass Uridin eine wichtige Funktion bei der Steuerung der Nahrungsaufnahme hat. Dass die Einnahme von Uridin auch beim Menschen das Hungergefühl verstärken kann, zeigten nun WissenschaftlerInnen des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung und der Uniklinik Köln. Langfristig könnte Uridin ein potenzieller Angriffspunkt für Therapeutika gegen Essstörungen beim Menschen sein.
„Wir wollten wissen, ob Uridin auch im Menschen das Essverhalten steuert. Im Menschen sind solche Untersuchungen aber sehr viel komplizierter, da z. B. die soziale Interaktion einen großen Einfluss hat. Wenn andere Menschen beobachten, was wir essen, kann das dazu führen, dass wir unser Essverhalten ändern“, erklärt Ruth Hanssen, eine der Erstautorinnen der Studie [1]. Um diesen Einfluss so gering wie möglich zu halten, wurden die Freiwilligen voneinander getrennt bevor ihnen Uridin oral verabreicht wurde. Die ProbandInnen durften dann im Laufe des Tages so viel essen, wie sie wollten, und wurden gebeten, anzugeben, wie hungrig sie sich fühlten. Außerdem wurde ihnen Blut abgenommen, um zu messen, wie viel Uridin im Blut vorhanden war.
Das Forschungsteam konnte nachweisen, dass die ProbandInnen nach der Einnahme von Uridin deutlich hungriger waren und auch mehr von der angebotenen Nahrung verzehrten. Der Effekt war besonders stark, wenn Uridin in geringen Dosen verabreicht wurde. „Wir wissen jetzt, dass Uridin auch im Menschen die Nahrungsaufnahme steuern kann. Möglicherweise kann es auch als Nahrungsergänzungsmittel helfen, das Hungergefühl in Patienten mit Essstörungen zu steigern. Wir wissen aber noch nicht, ob der Effekt von Uridin stark genug ist, um die psychologischen Ursachen zu überwinden. Dazu sind noch weitere klinische Studien nötig“, erklärt Lionel Rigoux, ebenfalls Erstautor der Studie [1].

Literatur
1. Hanssen R, Rigoux L, Albus K, et al.: Circulating uridine dynamically and adaptively regulates food intake in humans. Cell Reports Medicine 2023; DOI: 10.1016/j.xcrm.2022.100897

Quelle: Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Pressemeldung vom 17.01.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2023 auf Seite M141.

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