Ernährungsverhalten: Wie Impulsivität und Wohlbefinden das Essen beeinflussen

Wie beeinflussen emotionale Zustände die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen? Dies hat eine Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS – untersucht [1]. Die Forschungsarbeit konzentrierte sich auf die Rolle von Stress und Impulsivität bei der Nahrungsauswahl, insbesondere im Zusammenhang mit süßen und fetthaltigen Lebensmitteln.

„Der Verzehr von ungesunden Lebensmitteln wie süßen oder fetthaltigen Lebensmitteln als Reaktion auf negative Emotionen ist eine oft unregulierte Strategie unseres Körpers, mit negativen Emotionen umzugehen, wie z. B. Angst, Wut, Frust, Stress oder Trauer“, erklärt PD Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe Lebensstilbedingte Erkrankungen am BIPS.
Um den Zusammenhang zwischen Emotionen, Impulsivität und der Vorliebe für süße und fetthaltige Lebensmittel zu untersuchen, analysierte das Team von Stefanie Do Daten der europäischen IDEFICS/I. Family-Kohorte. Eine breit angelegte multizentrische Studie in acht europäischen Ländern (Belgien, Zypern, Estland, Deutschland, Ungarn, Italien, Spanien, Schweden), in der die Auswirkungen gesundheitsbezogener Verhaltensweisen auf Übergewicht und metabolische Störungen bei Kindern und Jugendlichen untersucht wurden. Die Erhebung begann 2007 mit 16230 Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren und wurde in weiteren Wellen bis 2021 fortgesetzt. In der aktuellen Studie hat das Team um Do hypothetisch alle Jugendlichen auf ein hohes Wohlbefinden bzw. eine niedrige Impulsivität gesetzt und mit den niedrigen bzw. hohen Werten verglichen, um so die Effekte auf die Neigung zu süßen und fetthaltigen Lebensmitteln zu schätzen.
Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass emotionale Zustände, insbesondere negativer Stress, einen erheblichen Einfluss auf die Ernährungswahl bei Jugendlichen haben.
Jugendliche, die unter chronischem Stress leiden, neigen zu impulsivem Verhalten und sind daher sehr anfällig für die zunehmende Verfügbarkeit und Werbung für ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Chips. Das Heranwachsen ist eine Zeit, in der Jugendliche Strategien erlernen, mit Stress besser umzugehen.
Laut Do kann diese Erkenntnis dabei helfen, wirksame Interventionen zu entwickeln, die darauf abzielen, ungesunde Ernährungsmuster zu ändern. Eine konkrete Präventionsmaßnahme könnte z. B. Sport sein, da dieser dabei unterstützt, die emotionsgesteuerte Impulsivität zu senken.

Literatur
1. Do S, Didelez V, Börnhorst C, et al.: The role of psychosocial wellbeing and emotion-driven impulsiveness in food choices of European adolescents. Int J Behav Nutr Phys Act 2024; 21(1).

Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Pressemeldung vom 17.01.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2024 auf Seite M125.

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