Stoffwechsel - Salziges Essen: Verringerte Flüssigkeitsaufnahme, höherer Energiebedarf

Mehr Salz in der Nahrung stimuliert kurzfristig die Produktion von Urin. Mittelfristig wirkt dem ein durch Harnstoff vermittelter Wasser-Spar-Mechanismus entgegen. Letzteres fand ein Forschungsteam vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), der Vanderbilt University und weiteren internationalen Kollegen in einer Studie zum Einfluss von Salz auf das Trinkverhalten während einer simulierten Marsmission heraus [1].

Dr. Natalia RAKOVA und ihr Team von der Charité und dem MDC führten zwei unabhängige Untersuchungen an zehn männlichen Freiwilligen durch. Die Probanden waren über einen Zeitraum von entweder 105 oder 205 Tagen in einer Raumschiff-Attrappe eingeschlossen. Alle Teilnehmer hatten absolut identische Speisepläne. Im Laufe der Wochen veränderte das Forschungsteam dann stufenweise den Salzgehalt der Nahrung.

Das Experiment bestätigt: Kurzfristig verstärkt Salz den Durst. Mehr Salz im Essen führt auch zu einer höheren Salzkonzentration im Harn und einer höheren Gesamtmenge Urin. Doch die größere Menge Flüssigkeit stammte nicht aus Getränken: Die Probanden tranken sogar insgesamt weniger, wenn sie mehr Salz zu sich nahmen. Das Salz löste in den Nieren einen Wasserspar-Mechanismus aus. Bisher galt, dass die Natrium- und Chlorid-Ionen, aus denen Salz besteht, an Wassermoleküle binden und diese in den Harn ziehen. Stattdessen zeigten die neuen Ergebnisse, dass das Salz im Harn bleibt, während das Wasser in die Niere und somit den Körper zurücktransportiert wird. Versuche an Mäusen zeigten dann, dass Harnstoff (Urea) an diesem Mechanismus beteiligt sein könnte. Mithilfe von Harnstoff entsorgen Muskeln und Leber Stickstoff. In der Niere der Mäuse sammelte sich Harnstoff, dort wirkte es der Wasser-bindenden Kraft von Natrium und Chlorid entgegen. Doch die Synthese von Harnstoff kostet viel Energie. Mäuse, denen salzigere Nahrung verabreicht wurde, hatten größeren Hunger, tranken aber nicht mehr. Auch die menschlichen Probanden, die salziges Essen bekamen, klagten über Hunger.

Die neuen Erkenntnisse lassen die Rolle des Harnstoffs in neuem Licht erscheinen. „Harnstoff ist nicht nur ein Abfallprodukt, wie wir bisher angenommen hatten“, sagt Prof. Friedrich C. LUFT von der Charité und dem MDC. „Stattdessen erweist er sich als ein sehr wichtiger Osmolyt – eine Verbindung, die Wasser an sich bindet und so hilft, es zu transportieren. Harnstoff hält das Wasser im Körper, wenn wir Salz ausscheiden. So wird das Wasser zurückgehalten, das sonst durch das Salz in den Urin hineingetragen würde.“

Literatur:
1. Rakova N et al. (2017) Increased salt consumption induces body water conservation and decreases fluid intake. J Clin Invest [DOI: 10.1172/JCI88530]

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, Pressemeldung vom 17.04.2017



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 6/17 auf Seite M308.

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