IARC: Brühend heiße Getränke wahrscheinlich krebserregend – normal temperierter Kaffee oder Mate nicht

Eine Arbeitsgruppe der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC), angegliedert an die Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat im Mai dieses Jahres die Studienlage zur Kanzerogenität des Konsums von Kaffee1, Mate2 und von sehr heiß getrunkenen Getränken neu ausgewertet. Die Ergebnisse werden in den IARC Monographs veröffentlicht; online ist bereits eine Zusammenfassung in The Lancet Oncology erschienen.

Nach der vielbeachteten IARC-Evaluation von Fleisch und Fleischwaren Ende 2015 fanden die 23 nun beauftragten Wissenschaftler – im Gegensatz zur letzten Evaluation 1991 – keine überzeugende Evidenz für einen krebserregenden Effekt von Kaffee oder Mate. Der Konsum von sehr heißen Getränken (> 65 °C) wurde jedoch als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft, denn die Studienlage zeigt, dass dies wahrscheinlich Ösophagus(Speiseröhren)krebs verursachen kann. Speiseröhrenkrebs ist die achthäufigste Krebsart weltweit und für ca. 5 % aller Krebstodesfälle verantwortlich.

IARC-Direktor Dr. Christopher Wild resümiert, dass also eher hohe Trinktemperaturen und nicht die Inhaltsstoffe der Getränke für den krebserregenden Effekt verantwortlich sind. So zeigten epidemiologische Studien, dass das Risiko für Speiseröhrenkrebs sukzessive mit einer höheren Trinktemperatur ansteigt. Dieser Effekt konnte in Tierstudien sogar für sehr heiß getrunkenes Wasser gezeigt werden.

Der IARC-Direktor betont, dass insbesondere in einkommensstarken Ländern Rauchen und Alkoholkonsum die Hauptauslöser für Speiseröhrenkrebs sind. Die Mehrzahl der Speiseröhrenkrebsfälle tritt jedoch in Asien, Südamerika und Ostafrika auf, wo das Trinken sehr heißer Getränke üblich ist. Mate (eine Infusion aus getrockneten Blättern des Ilex paraguariensis) wird bspw. üblicherweise bei ca. 70 °C getrunken, kann aber auch warm oder kalt getrunken werden.

Die Ergebnisse der IARC-Arbeitsgruppe gehen mit der bestehenden WHO-Empfehlung konform, Getränke nicht sehr heiß/brühend heiß zu verzehren.

Quellen:
- Loomis D et al. on behalf of the International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group (2016) Carcinogenicity of drinking coffee, mate, and very hot beverages. Lancet Oncol [published online June 15, 2016]
- IARC, Pressemeldung vom 15.06.2016

1 Siehe „Kaffee. Teil 1: Inhaltsstoffe, Rückstände und Kontaminanten“ in ERNÄHRUNGS UMSCHAU Heft 5/2016 ab S. S17
2 Siehe „Mate – ein ,neuer‘, koffeinhaltiger Rohstoff für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie“ in ERNÄHRUNGS UMSCHAU Heft 10/2014 ab S. M546



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/16 auf Seite M376.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter