Test Milch-Getreide-Breie für Babys: Unerwünschte Stoffe und sehr unterschiedlicher Zuckergehalt

(kw) Stiftung Warentest hat 19 Milch-Getreide-Breie für Babys aus Pulver und Glas hinsichtlich ihrer ernährungsphysiologischen und toxikologischen Qualität untersucht. Das Ergebnis: Nur drei erhielten das Testergebnis „gut“, die restlichen „befriedigend“ oder „ausreichend“ [1].

Bei aus Getreideflocken selbst hergestelltem Brei können Eltern die Süße selbst steuern. © bigacis/iStock/Getty Images Plus
Bei aus Getreideflocken selbst hergestelltem Brei können Eltern die Süße selbst steuern. © bigacis/iStock/Getty Images Plus

Insgesamt zwölf Pulver zum Anrühren und sieben Fertigbreie aus dem Gläschen wurden unter die Lupe genommen. Bei der Beurteilung orientierten sich die Tester am ernährungsphysiologischen Bedarf eines sechs Monate alten Säuglings, da ab diesem Zeitpunkt den Empfehlungen in Deutschland zufolge [2] der Milch-Getreide-Brei als zweite Breimahlzeit (nach dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei) eingeführt werden kann.

An dieser Stelle setzt auch gleich der erste Kritikpunkt der Tester ein: Die Hälfte der Breie sind gekennzeichnet mit „nach dem 4. Monat“, was für die Einführung dieses (zweiten) Breis den Empfehlungen nach zu früh ist. Bewertet wurden die Zusammensetzung des Breis, Inhaltsstoffe wie Zucker und Fruchtpulver sowie Schadstoffe.

Unerwünschte Stoffe, die in den Breien nachgewiesen wurden, waren Arsen (aus Reis), 3-MCPD-Ester (aus der Fettraffination), Chlorat (aus Desinfektionsmitteln) und Isododecan (zum Lösen von Fetten). Alle Werte befanden sich unterhalb der zumeist strengen Höchstgrenzen, d. h. in nach heutigem Kenntnisstand nicht gesundheitsgefährdenden Mengen (bei 3-MCPD-Estern gibt es allerdings noch keine festgelegten Höchstgrenzen). Stiftung Warentest merkt aber an, dass diese Stoffe in Lebensmitteln nichts zu suchen haben und wertete einige Breie daher eine Note ab.

Der Zuckerzusatz der Breie hielt sich bei über der Hälfte im „niedrigen“ bis „sehr niedrigen“ (unter 1g zugesetzter Zucker pro 100 kcal) Bereich: 8 von 12 Pulvern und 3 von 6 Gläsern sind dieser Kategorie zuzuordnen. Der „Abend Keksbrei“ aus dem Glas von bebivita wurde dagegen mit dem Rekord von 27 Energieprozent (E%) aus Zucker in die Kategorie „hoher Zuckergehalt“ eingestuft. Kritisch gesehen wurde von den Testern auch ein übermäßiger Zusatz von Fruchtpulvern, wenn diese einen zu süßen oder künstlichen Geschmack erzeugen.

Anmerkung: 27 E% Zucker – eine richtige Zuckerbombe denken Sie? Die Grenzwerte der Diätverordnung für Babykost erlauben, dass diese bis zu 30 E% aus Zucker bestehen darf. Passender hätte der Titel des Tests „Gute Nacht, du Süße“ nicht ausfallen können. In Anbetracht der mittlerweile vorliegenden Studien zur Bedeutung der „ersten 1000 Tage“ für die langfristige Gesundheit wäre es an der Zeit, die Grenzwerte für den Zuckergehalt von Babykost deutlich abzusenken! Interessant ist auch, dass der Testverlierer „Abend Keksbrei“ von bebivita aus dem gleichen Produktionsstandort stammt wie der Testsieger „Bio-Milchbrei Gute Nacht Kinderkeks“ von Hipp, da bebivita das Niedrigpreisprodukt aus dem Hause Hipp ist. Wie in der Werbung versprochen, gibt es Qualität dann doch nur unter dem einen Namen.

Der ausführliche Test ist in der Zeitschrift test, Heft 09/2019, sowie auf -> www.test.de zu finden.

Literatur
1. Stiftung Warentest. Babybrei im Test. Nur 3 von 19 Fertigbreien sind gut. test 09/2019, S. 10–16
2. Koletzko B, Bauer C-P, Cierpka M et al (2016) Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Aktualisierte Handlungsempfehlungen von „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM. Monatsschrift Kinderheilkunde Sonderdruck September 2016



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2019 auf Seite M575.

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