Umweltbilanz von Milch: Weidehaltung schlägt Stallhaltung

Ökologisch produzierte Milch von Kühen, die auf der Weide stehen, ist umweltfreundlicher als Milch aus konventionellen Betrieben mit reiner Stallhaltung.

Grund dafür ist v. a. der Anbau des Futters. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Öko-Institut zusammen mit dem Forschungsunternehmen INFRAS und dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA). In der Studie wurden die Umweltwirkungen verschiedener Milchproduktionssysteme in Deutschland analysiert und deren Umweltschadenskosten berechnet.

Die Studie „Sichtbarmachung versteckter Umweltkosten der Landwirtschaft am Beispiel von Milchproduktionssystemen“ untersuchte die einzelnen Teilprozesse der Milchproduktion für vier verschiedene typische Produktionsregionen in Deutschland. Dabei unterschied sie zwischen konventioneller und ökologischer Produktion sowie Produktion mit und ohne Weidegang.

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Ökobetriebe mit Weidehaltung dabei mit bis zu 27 Cent die geringsten und konventionelle Betriebe mit reiner Stallhaltung mit bis zu 34 Cent/kg Milch die höchsten Umweltschadenskosten verursachten. Außerdem ist Milchproduktion mit Weidegang besser für die Umwelt als mit ausschließlicher Stallhaltung. Ökologische Betriebe produzieren Milch fast immer umweltfreundlicher als ihre konventionelle Konkurrenz.

Umweltschadenskosten sind Kosten, die der Allgemeinheit zur Last fallen. Den größten Anteil daran machen mit 18 Cent die Klimaschadenskosten aus. Die Schadenskosten dürften in der Realität noch höher ausfallen, denn noch ist es nicht möglich, für alle Umweltschäden auch Kosten zu berechnen, z. B. für Biodiversitätsverluste.
Die Studie zeigt weiter, wie bedeutsam die Futterproduktion für die Umweltwirkungen ist: Bei der konventionellen Milchherstellung ist die Bereitstellung des Futters verantwortlich für 18-34 % der Treibhausgasemissionen der Milch und damit der Haupttreiber für die Klimawirkung. Bei der ökologischen Produktion sind es nur 6-20 %. Bei den direkten Verdauungsemissionen der Rinder schneidet die ökologisch produzierte Milch hingegen schlechter ab. Der Grund: Die einzelne Kuh gibt weniger Milch als die vergleichbare Kuh in konventioneller Haltung. Dadurch ist der Anteil der Verdauungsemissionen pro kg Milch höher.

In der Studie wurden die Umweltwirkungen von Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Belastungen des Wassers und Bodens durch Nitrate oder Phosphor (Eutrophierung, Versauerung), Belastung von Menschen und Umwelt durch Chemikalien (Toxizität) und betriebsinterner Energieeinsatz betrachtet. Betriebe mit Weidegang schneiden im Vergleich zu den Betrieben mit reiner Stallhaltung in allen Kategorien besser ab. Beim Vergleich haben die ökologischen Betriebe in allen Kategorien, außer bei Landnutzung und Versauerung als Folge von Gülleausbringung, einen Umweltvorteil. Grund für diese Ausnahme sind die geringeren Erträge des Ökolandbaus und der damit einhergehende größere Flächenbedarf für die Produktion des Futters.

Quelle: Umweltbundesamt, Pressemeldung vom 28.09.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2021 auf Seite M630.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter
Folsäure kann angeborene Fehlbildungen verhindern weiter