© szeyuen/iStock/Thinkstock
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Glyphosat in Milch: Mütter sollen sich nicht verunsichern lassen

  • 01.07.2015
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  • Redaktion

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Nationale Stillkommission reagieren auf einen Bericht der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, nach dem ein Labor in 16 Muttermilchproben den Wirkstoff Glyphosat gemessen hat. Er wird in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Die veröffentlichten Werte führen laut BfR bei Neugeborenen zu einer Glyphosataufnahme, die deutlich unter dem von der Europäischen Union (EU) abgeleiteten Richtwert liegt. Die Experten raten Müttern nach wie vor zum natürlichen Stillen.

Die veröffentlichten Werte würden bei Neugeborenen zu einer Glyphosataufnahme führen, die um einen Faktor von mehr als 4000 niedriger liegt als der in der EU abgeleitete Richtwert, bei dem keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten sind. Darüber hinaus bestehen erhebliche Zweifel an der Methodik des Tests. Die Nationale Stillkommission und das BfR weisen daher besorgte Mütter darauf hin, dass Muttermilch nach wie vor die natürliche und damit beste Nahrung für Säuglinge ist. Sie sollten sich nicht verunsichern lassen und wie bisher stillen.

Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand reichert sich Glyphosat aufgrund seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften nicht im Fettgewebe an. Auch in den vorliegenden Tierversuchen ist keine Affinität zum Fettgewebe beobachtet worden und die Ausscheidung in der Milch von Kühen war vernachlässigbar gering.

Zweifel am Testverfahren

In Bezug auf die verwendete Methode bestehen zudem Zweifel an deren Zuverlässigkeit für die Analyse von Muttermilch. Die dem BfR bekannten sogenannten ELISA-Tests (Enzyme-Linked-Immuno-Sorbent-Assay) sind für die Bestimmung von Glyphosat in Wasserproben validiert, eine Eignung für Milch und andere fetthaltige Matrices ist laut BfR nicht belegt.

Es gibt eine Vielzahl von Studien, die keine Hinweise auf eine Anreicherung im Organismus erbracht haben. Aus den dem BfR vorliegenden Informationen geht nicht hervor, ob der Test vorher für alle untersuchten Matrices (Muttermilch, Urin) validiert wurde. Dies ist für eine gültige Aussage jedoch erforderlich, da die Bestimmungsgrenzen in den verschiedenen Matrices sehr unterschiedlich sein können. Die veröffentlichten Gehalte in 16 Muttermilchproben lagen in einem relativ engen Bereich zwischen 0,21 und 0,43 ng pro ml. Die empfindlichste in der Überwachung eingesetzte Analysenmethode erlaubt jedoch nur eine Bestimmungsgrenze von 10 ng pro ml.

Die berichteten Gehalte in Muttermilch liegen also deutlich darunter und können ohne genaue Aussagen zur verwendeten Analysenmethode nicht beurteilt werden.



Weitere Informationen:

Bundesinstitut für Risikobewertung

Nationale Stillkommission im BfR

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