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Abgefüllte Muttermilch und Pumpe. © Pilin_Petunyia/iStock/Thinkstock

Muttermilchbörsen: Jetzt wird auch in Deutschland gewarnt

  • 02.07.2015
  • News
  • Redaktion

Kürzlich informierte bereits die US Food and Drug Administration (FDA) über die Gefahren des Online-Handels mit Muttermilch in den USA. Jetzt zieht das „Netzwerk Gesund ins Leben", eine IN FORM-Initiative des Bundesernährungsministeriums, nach und warnt ebenfalls vor dem privaten Austausch der Milch. Ein gesundheitliches Risiko für den Säugling sei nicht auszuschließen.

Das Netzwerk Gesund ins Leben warnt ebenso wie die Nationale Stillkommission und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin vor dem privaten Austausch von Muttermilch zum Beispiel über Online-Muttermilchbörsen oder soziale Netzwerke. Hier können Frauen ihre Milch kostenlos abgeben oder verkaufen. Ziel dieser Plattformen ist es auch, Verkäuferin und Käuferin auf regionaler Ebene zusammenzubringen, um so den direkten persönlichen Austausch der Milch zu erleichtern und lange Transportwege zu vermeiden. Ein Versand per Post ist jedoch auch möglich.

Die Übertragung von Infektionen, Schadstoffen oder Wirkstoffen aus Medikamenten sei nicht ausgeschlossen, heißt es in der Mitteilung des Netzwerkes. Über Muttermilch können Infektionen der Mutter übertragen werden. Dazu gehören beispielsweise HIV/Aids oder Hepatitis. Auch Wirkstoffe von Medikamenten oder Alkohol und Tabakbestandteile können in die Milch übergehen und dem Säugling schaden.

Nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung müssten beim Muttermilchspenden so strenge Hygienevorschriften wie beim Blutspenden beachtet werden. Muttermilchbörsen geben zwar Tipps zum sicheren Kauf, raten zum Beispiel, sich die Ergebnisse des Bluttests aus der Schwangerschaft zeigen zu lassen oder die Milch selbst prüfen zu lassen, doch verpflichtend sind Kontrollen nicht. Damit ist das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung laut dem Netzwerk Gesund ins Leben nicht einschätzbar und insgesamt zu groß.

Muttermilchbanken als Alternative
Über Muttermilch können Infektionen auf das Baby übertragen werden. © LuminaStock / iStock / Thinkstock

Auch die Hygiene im Umgang mit Muttermilch kann mangelhaft sein. Beim Abpumpen, beim Kühlen, beim Lagern, beim Transport und beim Erwärmen ist ein hygienisch einwandfreier Umgang notwendig. Dies ist nicht nur erforderlich, um die Nährstoffe und biologisch aktiven, antibakteriellen und immunologisch wirksamen Bestandteile zu erhalten.

Zudem sollen die in der Umwelt vorhandenen Bakterien nicht in die Muttermilch gelangen und sich dort vermehren. Die Muttermilchbörsen geben Spenderinnen/Verkäuferinnen und Käuferinnen dazu Hinweise, die Umsetzung liegt jedoch in der eigenen Verantwortung der Spenderin bzw. der Käuferin.

Wenn stillende Mütter (von reichlich gebildeter) Muttermilch abgeben möchten, dann können sie ihre Milch sogenannten Muttermilchbanken zur Verfügung stellen. Diese sind an Kinderkliniken angeschlossen, um Risikoneugeborene mit Muttermilch zu versorgen. Die Spenden werden dazu umfassend geprüft. In Deutschland existieren derzeit 13 Muttermilchbanken.



Weitere Informationen:

Auch in der Kita und Tagespflege kann das Baby mit Muttermilch versorgt werden. Mutter und Betreuungspersonal in der Kita/Tagespflege müssen dazu bestimmte hygienische Maßnahmen beachten. Sie betreffen unter anderem das Abpumpen, das Transportieren zur Kita, die Annahme und das Erwärmen. Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat entsprechende Merkblätter für Eltern und für die Kita und Tagespflege herausgegeben. So können gute Bedingungen geschaffen werden, um den Säugling mit Muttermilch zu versorgen und das Stillen zu fördern, ohne dass Muttermilchbörsen nötig sind.

www.gesund-ins-leben.de

www.in-form.de

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