Inwiefern störungsspezifisch belohnende Reize auf Bildern eine Bedeutung für die Anorexia nervosa haben, hat die Studie hinterfragt. © ronstik/iStock/Getty Images Plus

Essstörungen: Die Macht der Bilder bei Magersucht

  • 14.06.2021
  • News
  • Redaktion

Im digitalen Zeitalter sind Bilder omnipräsent. Sie haben einen großen Einfluss auf Gedanken, Gefühlswelt und Stimmungen – im positiven wie auch negativen Sinne. Eine an der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB) abgeschlossene Doktorarbeit von Ann-Kathrin Kogel, unter der Leitung des Psychologen Prof. Dr. Martin Diers, gibt neue Aufschlüsse hinsichtlich der Präferenzen von betrachteten Bildern, die im Verlauf von Essstörungen, genauer einer Anorexia nervosa, eine bedeutende Rolle haben. Die Studie, veröffentlicht im International Journal of Eating Disorders, hat die Identifikation störungsspezifisch belohnender visueller Stimuli bei Anorexia nervosa zum Thema.

Bei der Magersucht ist die Körperwahrnehmung bzw. das Körperbewusstsein gestört. Betroffene erachten sich als zu dick, obwohl sie im pathologischen Ausmaß bis hin zu einem lebensbedrohlichen Untergewicht abnehmen. Inwiefern störungsspezifisch belohnende Reize auf Bildern, wie bspw. die Exposition gegenüber der perfekt inszenierten Idealkörper auf Social Media, eine Bedeutung für diese Essstörung haben und welche Stimuli möglicherweise am besten für die Motivation sorgen, immer mehr abzunehmen, hat die Studie hinterfragt.
Die Bedeutung des Belohnungssystems für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Anorexia nervosa wurde bereits in mehreren Studien mit Bildgebung untersucht. Bisher wurde oft angenommen, dass vor allem die Betrachtung von Bildern mit untergewichtigen Körpern einen bedeutenden Impuls liefert.

In der Studie ermittelten Kogel et al. weitere Stimuli, die spezifisch für PatientInnen mit Anorexie als belohnend analysiert worden waren. Kogel et al. identifizierten die sechs Unterkategorien gesundes Essen, Anerkennung durch andere, Disziplin, dünne Körper, Gewichtsverlust und Sport. Diesen Kategorien wurde entsprechendes Bildmaterial zugeordnet. Ebenso wurden den Studienteilnehmenden neutrale Bilder, wie ein Stuhl oder ein Eimer, gezeigt. Diese Stimuli wurden von beiden Gruppen, sowohl von den Betroffenen als auch von den Gesunden, ähnlich bewertet. Störungsspezifische Reize bewerteten PatientInnen mit Magersucht jedoch höher als Gesunde. Darin bestand ein wichtiges Ergebnis: Die Konfrontation mit diesen Reizen (Triggern) könnte somit als bedeutsam für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Anorexie erachtet werden. „Die Resultate unserer Studie sind aussagekräftig und eignen sich für Folgestudien“, so Prof. Diers abschließend.


Quelle:
Ruhr-Universität Bochum: Die Macht der Bilder bei Magersucht. Pressemeldung vom 25.05.2021

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