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Die Diabetiker wurden im MRT untersucht. © Fuse / Thinkstock

Diabetes mellitus Typ 2: Krankheit strapaziert das Gedächtnis

  • 10.07.2015
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Über einen Zeitraum von lediglich zwei Jahren zeigt sich bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 im Vergleich zu Nicht-Diabetikern gleichen Alters und Gesundheitszustands eine verminderte Durchblutung des Gehirns. Damit verbunden ist auch ein stärkerer Rückgang der geistigen Schärfe. Dies berichten Forscher in der Fachzeitschrift Neurology. Die Ergebnisse sind alarmierend.

An der Studie nahmen insgesamt 40 Personen mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren teil. Davon hatten 19 Personen einen Diabetes mellitus Typ 2 und wurden im Durchschnitt seit 13 Jahren behandelt. Die Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie und zwei Jahre später erneut Kognition- und Gedächtnis-Tests unterzogen. Außerdem wurden MRT-Aufnahmen des Kopfes gemacht, um das Volumen des Gehirns und den Blutfluss zu untersuchen sowie den Blutzucker und Entzündungswerte zu messen.

Eine normale Blutflussregelung ermögliche dem Gehirn, während es bestimmte Aufgaben erfüllt, Blut auf die Arsenale mit erhöhter Aktivität umzuverteilen, sagt Vera Novak, Autorin der Studie von der Harvard Medical School in Boston. Menschen mit einem Diabetes mellitus Typ 2 hätten eine beeinträchtigte Blutflussregulation. Die Resultate würden, so Novak, nahe legen, dass sich Diabetes und ein hoher Blutzuckerspiegel chronisch-negativ auf die kognitiven Fähigkeiten und auf die Entscheidungsfähigkeiten auswirken.

Veminderte Fähigkeiten bei normalen Tätigkeiten

Nach zwei Jahren hatten die Diabetiker verminderte Fähigkeiten, um ihren Blutfluss im Gehirn zu regulieren. Zudem erzielten sie geringere Werte in verschiedenen Gedächtnistestes und Tests zur Denkfähigkeit. Zusätzlich hatten die Personen, die bereits zu Beginn der Studie eine verminderte Blutflussregulation aufwiesen, einen größeren Rückgang in dem Maß, wie gut sie alltägliche Tätigkeiten wie Baden und Kochen ausführen konnten.

In einem der Lern- und Gedächtnistests etwa fiel die Punktezahl der Diabetiker in der zweijährigen Studienzeit von 46 auf 41 Punkte und somit um 12 Prozent. Die Punktezahl der Vergleichspersonen ohne Diabetes mellitus Typ 2 blieb hingegen gleich bei 55 Punkten. Die Blutflussregulation im Gehirn sank bei den Diabetikern insgesamt um 65 Prozent.

Die Früherkennung und Überwachung des Blutflusses seien wahrscheinlich wichtige Vorhersage-Indikatoren für beschleunigte Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten und der Entscheidungsfähigkeiten, so Wissenschaftlerin Novak. Weitere Studien mit mehr Probanden und über einen längeren Zeitraum seien jedoch notwendig, um die Zusammenhänge der Blutflussregulation und den Veränderungen im Denken und im Gedächtnis besser zu verstehen.


 
Weitere Informationen:

Originalpublikation: Inflammation-associated declines in cerebral vasoreactivity and cognition in type 2 diabetes; Chen-Chih Chung, MD, Daniela Pimentel, MD, Azizah J. Jor'dan, PhD, Ying Hao, PhD, William Milberg, PhD and Vera Novak, MD, PhD; Published online before print July 8, 2015, doi: 10.1212/WNL.0000000000001820 Neurology

American Academy of Neurology

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