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Über das Projekt EuroMix sollen Gemische in Lebensmitteln z. B. aus Pflanzenschutzmitteln und anderen Stoffen besser bestimmt werden können. © narongcp / iStock / Thinkstock

Neues Forschungsprojekt: Toxizität von Stoffgemischen besser bewerten

  • 15.07.2015
  • News
  • Redaktion

Die Bewertung des gesundheitlichen Risikos von Stoffgemischen in Lebensmitteln ist komplex. Meist stehen nur toxikologische Daten für die Einzelsubstanzen zur Verfügung, nicht aber für die zahlreichen Gemische. Das Projekt EuroMix (European Test and Risk Assessment Strategies for Mixtures) soll in den nächsten Jahren diese Erkenntnislücken schließen und eine Strategie zur Bewertung der Toxizität von Stoffgemischen in Lebensmitteln entwickeln.

EuroMix hat das Ziel, eine tierversuchsfreie experimentelle Test-Strategie zu entwickeln, um die Toxizität von Gemischen verschiedener toxikologisch relevanter Lebensmittelinhaltsstoffe, Lebensmittelkontaminanten und Pflanzenschutzmittelrückstände besser zu bestimmen. Da Verbraucher tagtäglich einer Vielzahl derartiger Stoffe ausgesetzt sind und eine große Anzahl verschiedener Stoffgemische denkbar ist, wird sich EuroMix auf eine kleine Anzahl besonders relevanter Stoffgemische (key mixtures) konzentrieren. Sie sollen zu Beginn des Projektes identifiziert werden.

Ein Schwerpunkt wird dabei auf Gemischen von Wirk- und Beistoffen in Pestiziden liegen. Aus den Experimenten und deren Ergebnissen wird eine praktische Anleitung für die zukünftige Umsetzung einer derartigen experimentellen Test-Strategie formuliert werden. Weiterhin werden aus einer Vielzahl derzeit schon verfügbarer in-vitro-Testmethoden (Bioassays) diejenigen ermittelt, die für die Untersuchung von Stoffgemischen am geeignetsten sind. 

Neue Toolbox und Computermodelle
Screenshot der EuroMix-Plattform.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind neue computergestützte Modelle für die Berechnung der Risiken von Stoffgemischen zu entwickeln, in denen auch verschiedene Expositionsszenarien berücksichtigt werden. Die ausgewählten Stoffgemische werden mit einer ebenfalls zu entwickelnden „bioassay toolbox“ experimentell getestet und parallel mit den Modellen gerechnet.

Dabei handelt es sich um eine Kombination von Testmethoden, die verschiedene toxikologische Endpunkte wie Entwicklungsstörungen, Lebertoxizität, Immunotoxizität und weitere unerwünschte Wirkungen von Stoffen abdeckt. Des Weiteren werden die Ergebnisse, die Methoden der „bioassay toolbox“ und die neuen Computermodelle für potenzielle Interessengruppen über eine Internet-Plattform öffentlich zugänglich sein.

EuroMix wird zukünftige Anwender bei der Nutzung dieser neuen Werkzeuge unterstützen. Auf der Basis einer Prüfung der bestehenden Gesetze und der technischen Leitlinien zur Stoffbewertung sollen Vorschläge für eine verbesserte Gesetzgebung erarbeitet werden mit dem Ziel, diese nicht nur in Europa, sondern auch mit Drittstaaten zu harmonisieren.

Hintergrund

Forscher aus 15 Ländern der Europäischen Union (EU) und 26 wissenschaftlichen Einrichtungen sind in das Projekt EuroMix involviert. Es ist Bestandteil des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 und wird mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert. Das niederländische Institut für öffentliche Gesundheit und Umweltschutz (RIVM) koordiniert EuroMix.

Das Projekt habe eine hohe Relevanz für den Verbraucherschutz, da die Toxizität von Gemischen verschiedener Stoffe bei der gesundheitlichen Risikobewertung bisher noch nicht angemessen berücksichtigt werden konnte, so Professor Andreas Hensel, Präsident des BfR. Dies habe die EU erkannt und die Risikobewertung von Stoffgemischen als Herausforderung für die Zukunft identifiziert. Das BfR nimmt als die Institution, die in Deutschland mit der Bewertung gesundheitlicher Risiken von Stoffen beauftragt ist, mit zwei Fachabteilungen an EuroMix teil.



Weitere Informationen:

Projekt EuroMix

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

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