Über einen intravenösen Zugang wurde den Patienten Eisen verabreicht. © bennyartist / iStock / Thinkstock

Eisenmangel bei Darmerkankungen: Morbus Crohn-Patienten profitieren von intravenöser Supplementierung

  • 19.02.2016
  • News
  • Redaktion

Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leiden sehr häufig unter Eisenmangel, dessen Therapie ist aber häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Eine internationale Wissenschaftlergruppe hat nun untersucht, wie sich das Mikrobiom – die Bakteriengemeinschaft im Darm – auf orale oder intravenöse Eisengaben verhält.

Die Supplementierung von Eisen – oral oder intravenös – führt zu einem besseren Eisengehalt und verändert die Bakteriengemeinschaft im Darm von Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Die Veränderungen variieren aber je nach Therapieform. Dies zeigt eine Humanstudie des „Zentralinstituts für Ernährungs- und Lebensmittelforschung" (ZIEL) der Technischen Universität München (TUM), die in der Februar-Ausgabe der Fachzeitschrift Gut der Britischen Gesellschaft für Gastroenterologie veröffentlicht wurde.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die beiden häufigsten Formen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und nicht heilbar. 

Erste Humanstudie zur Darmflora unter Eisengabe
Ein Darm eines Patienten von innen, der an Morbus Crohn erkrankt ist. © selvanegra / iStock / Thinkstock

An der dreimonatigen Studie unter Leitung von Professor Dirk Haller von der Technischen Universität München (TUM) waren Wissenschaftler rund um Professor Philippe Schmitt-Kopplin vom Helmholtz Zentrum München und Professor Richard Fedorak von der kanadischen Universität Alberta beteiligt. Bisher war nur bei Versuchen mit Mäusen eine deutliche Veränderung der Darmflora durch eine Eisenersatz-Therapie nachgewiesen worden. Eine Humanstudie fehlte bisher.

Die 72 Probandinnen und Probanden der Studie waren an einem kanadischen Krankenhaus ausgewählt worden: 31 von ihnen sind Morbus Crohn-Patienten, 32 leiden an Colitis ulcerosa und 19 aus anderen Gründen an Anämie, der so genannten Blutarmut. Die eine Hälfte der Teilnehmer wurde oral mit Eisensulfat behandelt, die andere Hälfte erhielt Eisen intravenös.

Vor und nach der Therapie wurden Stuhlproben genommen und die Bakteriengemeinschaften sowie Stoffwechselprodukte gemessen. Die kurzzeitige Eisenbehandlung führte in dem kurzen Behandlungszeitraum zu keiner Verschlimmerung der Darmerkrankung.

Trotzdem könne der Schluss gezogen werden, dass vor allem Morbus Crohn-Patienten mit einer instabilen Darmflora von der intravenösen Eisensupplementierung profitieren, so Professor Haller. Die bei der intravenösen Gabe in der Regel auftretende Nebenwirkungen könnten offenbar ausgeschlossen werden.

Quelle: Technische Universität München



Originalstudie: Thomas Lee, Thomas Clavel, Kirill Smirnov, Annemarie Schmidt, Ilias Lagkouvardos, Alesia Walker, Marianna Lucio, Bernhard Michalke, Philippe Schmitt-Kopplin, Richard Fedorak und Dirk Haller: Oral versus intravenous iron replacement therapy distinctly alters the gut microbiota and metabolome in patients with IBD, 4.2.2016. doi:10.1136/gutjnl-2015-309940

Das könnte Sie interessieren
Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Perspektiven für eine nachhaltigere Palmöl-Produktion weiter
COPLANT-Studie: Größte Studie zu pflanzenbasierter Ernährung im deutschsprachigen Raum... weiter
Ernährungspolitik weiter
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter