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Lebensmittelthemen sind sehr gefragt: Ernährungsfachkräfte sollten also nicht zögern, bei Twitter, Instagram und Co. aktiv zu werden. © kommunikation.pur / Andreas Grieger

Interview: Warum Social Media für ausgebildete Ernährungsexperten so wichtig sind

Für Foodies und Foodblogger ist Ernährung ein omnipräsentes, angesagtes Thema. Ihre Meinung gilt etwas und viele von ihnen bilden sich entsprechend weiter. Im Interview erklärt Diätassistentin und PR-Beraterin Verena Franke, wie Ernährungsprofis mehr aus ihrem Fachwissen machen können, um als Experten nicht abgehängt zu werden.

Porträt von Verena Franke. kommunikation.pur / Andreas Grieger
Verena Franke hat nach ihrer Ausbildung zur staatlich anerkannten Diätassistentin Oecotrophologie studiert. © kommunikation.pur / Andreas Grieger

Warum sollten sich gut ausgebildete Fachkräfte wie Diätassistenten und Oecotrophologen als Experten positionieren?

Verena Franke: Ganz einfach: Weil sie Experten sind, und das müssen auch alle erfahren. Wer nicht über sich und seine Fähigkeiten spricht, ist in der Wahrnehmung anderer nicht existent. Nur wer in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist relevant.


Was sind die Aufhänger?

Franke: Ich kann potenzielle Klienten erreichen, die Wahrnehmung für den eigenen Berufsstand erhöhen, Budgets für Beratungen erhalten oder wertvolles Fachwissen verbreiten und damit ein Gegengewicht zu den vielen dubiosen Tipps schaffen, die in den Medien kursieren. Das schafft man nur, wenn man sichtbar wird. Heute sind so viele Personen im Bereich Ernährung unterwegs, und die Fachkräfte kommen meinem Eindruck nach online, aber auch immer mehr in den Publikumsmedien, etwas zu kurz. Wenn ich mir Food-Specials in Zeitschriften mit 23 Seiten ansehe, in denen Foodblogger, Köche oder Foodfotografen zu Wort kommen, ich aber keinen Kollegen aus dem Bereich Oecotrophologie oder Diätassistenz entdecke, dann sehe ich das als Handlungsaufforderung, dass wir aktiv werden müssen. Ernährung ist zum Statussymbol geworden, nicht zuletzt durch die Social Media, wo jeder zeigt, was er isst. Die ausgebildeten Fachkräfte sollten sich bei den vielen tollen Foodbloggern umschauen und sich inspirieren lassen.


Was macht Blogger in Sachen Eigen-PR so genial?

Franke: Blogger haben einen langen Atem und geben erst sehr viel: Sie schreiben Beiträge, veröffentlichen Rezepte, bringen Motivation mit und Möglichkeiten zum Austausch. Sie investieren sehr viel Zeit und Mühe in ihre Follower, die dem Blogger treu bleiben, weil er viele spannende Informationen und Inspiration liefert. Dadurch entsteht eine enge Beziehung zwischen dem Blogger und seiner Community. Via Social Media bekommen die Follower täglich mit, was der Blogger macht, und er wird ein Teil ihres Lebens. Die Follower empfehlen zum Beispiel auch ihren Freunden die Rezepte, und so wächst über die Zeit eine Community mit immer größerer Reichweite heran.


Wie vermarkten Blogger diese Reichweite?

Franke: Die Reichweite macht Foodblogger für Unternehmen als Testimonials interessant, aber auch Verlage haben die Foodblogger im Visier. Sie bekommen Rezeptstrecken in großen Magazinen, werden als Experten zum Thema Ernährung befragt und sind dadurch nicht nur online präsent. Mittlerweile gibt es auch schon einige Bücher zu Ernährungsthemen von Bloggern, denn sie haben sich viel Know-how aufgebaut, sind am Puls der Zeit und bringen schon zahlreiche Leser mit, bevor das Buch überhaupt gedruckt ist. Durch die große Reichweite und die Veröffentlichungen haben sie Expertenstatus erreicht. Wobei ich hier nochmals betonen möchte, dass hinter einem erfolgreichen Blog sehr viel Arbeit, Herzblut und Vorleistung stecken, das bekomme ich in der täglichen Zusammenarbeit mit Bloggern mit. An erster Stelle steht immer das Geben: Wer online dauerhaft präsent sein möchte, muss gute Inhalte liefern.

Was können Schüler, zertifizierte Diätassistenten und Oecotrophologen tun, um die Bekanntheit ihrer Berufsgruppen mithilfe der Social Media zu erhöhen?

Franke: Ernährungsfachkräfte müssen sich als solche in den Social Media präsentieren, aktiv werden und untereinander vernetzen. Sichtbar werden sie, indem sie die korrekte Berufsbezeichnung verwenden und sie zum Beispiel als Teil ihres User-Namens führen oder in der sogenannten Bio (dem Erläuterungstext bei Instagram) angeben. Auch die Berufsbezeichnung als „Hashtag“ anzugeben, sorgt für Sichtbarkeit. Als erster Schritt beginnt das alles natürlich, indem man als Fachkraft einen professionellen Account führt und Privates von Beruflichem trennt. Wobei die Aktivität in den Social Media schon viel Persönlichkeit haben sollte. Das ist ein schmaler Grat, denn die Social Media leben von Emotionen, von persönlichem Austausch und einer eher lockeren Sprache. Wichtig ist, dass die Follower einen Mehrwert aus der Aktivität der Ernährungsfachkraft ziehen und dadurch auch ihr Fachwissen demonstriert wird.


Zum Beispiel?

Franke: Eine Möglichkeit ist, nicht nur ein Bild von einem Smoothie zu posten, wie das viele andere auch machen, sondern noch kurz und verbrauchergerecht aufzuführen, welche ernährungswissenschaftlichen Vorteile die Zutaten haben. Die Ernährungsfachkraft sollte immer ein bisschen mehr Wissen, Tipps und Empfehlungen preisgeben. Die Follower werden dies zu schätzen wissen, und der Status als Fachkraft ist dann auch online etabliert.

Welche Arbeit kommt da noch auf mich zu?

Franke: In den Social Media geht nichts ohne Aktivität. Fachkräfte, die sichtbarer werden möchten, sollten andere Beiträge liken, teilen und kommentieren, die sie für wertvoll halten. Oder als Ernährungsfachkraft, wenn jemand zum Beispiel einen Tipp für fettarme Zubereitungsmethoden sucht, einen Expertenratschlag geben. Sie sollten aus der Expertensicht agieren, ohne zu belehren, sondern auch anderen Anerkennung schenken, indem sie zum Beispiel am Ende eines Postings nach Rezepttipps ihrer Follower fragen. Außerdem sollten sich Fachkräfte untereinander in den Social Media vernetzen und unterstützen. Das klappt gut, indem sie gegenseitig Beiträge teilen, liken und kommentieren und dabei betonen, dass es sich um einen fachlichen Kollegen beziehungsweise eine fachliche Kollegin handelt. Auch mit gemeinsamen Aktionen kann man sich als Fachkräfte gemeinsam sichtbarer machen. Sie könnten eine Parade zu einem Thema zum Beispiel „Lieblingssalate der Diätassistenten“ starten, bei der man nacheinander ein Rezept veröffentlicht und dann auf den Kollegen und das nächste Rezept am Folgetag verweist. Der Follower hat so eine tolle Auswahl an Rezepten von Experten und folgt im besten Fall allen Fachkräften. Die Reichweite jedes Einzelnen erhöht sich so.

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