Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Fasten eignet sich nicht als Diät

  • 11.04.2018
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  • Redaktion
  • Stella Glogowski

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat eine Übersicht zu Heilfasten, Basenfasten und Intervallfasten veröffentlicht und empfiehlt: Wer fasten möchte, sollte dies nicht aus der Absicht heraus tun, abzunehmen.

Fasten kann über die Auseinandersetzung mit Körper, Gesundheit und Ernährung den Einstieg in eine gesundheitsfördernde Ernährung erleichtern. © Madeleine_Steinbach/iStock/Thinkstock
Fasten kann über die Auseinandersetzung mit Körper, Gesundheit und Ernährung den Einstieg in eine gesundheitsfördernde Ernährung erleichtern.

Wer von Zeit zu Zeit auf feste Nahrung verzichtet, verändert seine Stoffwechselprozesse und regt die Zellen dazu an, defekte oder krankheitserregende Stoffe zu eliminieren. Zwei bis vier Fastentage pro Monat gelten laut DGE für die meisten Menschen als unbedenklich – ausgenommen Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und alte Menschen. Auch beim Vorliegen bestimmter Krankheiten wie Kachexie, Essstörungen, unkontrollierter Hyperthyreose, fortgeschrittener Demenz oder zerebrovaskulären, Leber- und Nierenkrankheiten ist Fasten kontraindiziert. Bei Medikamenteneinnahme sollte vor der Durchführung ein Arzt konsultiert werden.

Fasten eignet sich aus Sicht der DGE nicht als Diät: Zeitlich befristet durchgeführt führt es nicht zu einer langfristigen Gewichtsabnahme, es sei denn, der Fastende ändert gleichzeitig seinen Lebensstil. Da sich Fastende im Rahmen einer Fastenkur oft mit ihrem Körper, ihrer Gesundheit und Ernährung auseinandersetzen, könne es aber den Einstieg in eine gesundheitsfördernde Ernährung erleichtern.

Heilfasten

Heilfasten hat eine jahrtausendalte Tradition und zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele zu reinigen. Es wird sowohl zur Gesundheitsprävention als auch zur Therapie bei bestimmten Krankheiten angewendet. Heilfasten sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen1. Eine Heilfastenkur dauert üblicherweise 7–10 Tage. Zudem sollten ein Vorbereitungstag mit ca. 1 000 kcal/Tag inklusive Verzicht auf Koffein, Alkohol und Nikotin sowie nach dem Fasten drei Tage zur Normalisierung des Essverhaltens eingeplant werden. Während der Fastentage wird dem Körper nur eine sehr geringe Energiemenge von max. 500 kcal/Tag in Form flüssiger Nahrung zugeführt.

Vorteilhafte Effekte des Heilfastens sind bei bestimmten Krankheiten, bspw. für das metabolische Syndrom, chronische Entzündungen oder psychosomatische Krankheiten wissenschaftlich belegt. Gesunde Menschen können diese Fastenart als Einstieg in eine Gewichtsabnahme nutzen; zum dauerhaften Abnehmen ist sie aber ungeeignet.

Basenfasten

Durch Basenfasten soll der Körper entsäuert werden – eine Methode, die häufig in der Alternativmedizin angewendet wird. Basenfastende verzehren nur Lebensmittel, die als basisch gelten, wie Gemüse, Obst, einige Nüsse, hochwertiges Lein-, Oliven- oder Rapsöl sowie Quellwasser und verdünnte Kräutertees. Wissenschaftliche Beweise für die Wirkung des Basenfastens fehlen jedoch: Weder die Existenz von Schlacken im Körper ist nachgewiesen noch die Annahme, dass säurebildende Lebensmittel den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stören2. Weil lebenswichtige Nährstoffe auf Dauer in zu geringen Mengen zugeführt werden könnten, rät die DGE von langfristigem Basenfasten ab.

Intervallfasten

Beim Intervallfasten wird tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet. Es gibt unterschiedliche Konzepte, u. a. mit zwei aufeinander folgenden Fastentagen, zwei Fastentagen pro Woche oder jedem zweiten Tag als Fastentag. Empfehlungen, welche Lebensmittel an den restlichen Tagen ausgewählt werden sollten, sucht der Fastende meist vergeblich. Intervallfasten soll als Dauerkost i. d. R. zur Gewichtsreduktion durchgeführt werden.

Dem Intervallfasten werden verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen auf den Stoffwechsel zugeschrieben. Wissenschaftliche Studien zu Langzeitfolgen des Intervallfastens liegen noch nicht vor. Bisherige Daten deuten auf eine positive Wirkung auf Gesundheit und Gewichtsabnahme hin. Die DGE hält Intervallfasten für nicht sinnvoll, um das Gewicht langfristig zu regulieren, da konkrete Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl fehlen.

Quelle: DGE, Pressemeldung vom 27.02.2018



Anmerkung der Redaktion:

(scs) Fasten ist so alt wie die Menschheit. Lange trauten sich Ernährungsinstitutionen wenig daran: Jahrtausendealte Kulturpraktiken stoßen beim Fasten auf teils überzogene moderne Heilsversprechungen. Die Studienlage zu gesundheitlichen Wirkungen ist nicht einheitlich, aber in einer Vielzahl von Fastenkliniken fasten treue Stammkunden oft immer wieder.

Vor allem die Varianten des Intervallfastens bringen nun seit einiger Zeit neuen Schwung in die Fastendiskussion – mit einer Fastenvariante, die überwiegend zum Abnehmen angepriesen und erforscht wird und mit der das Fasten aus der „Esoterik-Ecke“ herausgeschritten ist. „Alternate-Day-Fasting“ und die „5:2-Diät“ kursieren unter Abnehmwilligen – und dass der bekannte medizinische Kabarettist Dr. Eckart VON HIRSCHHAUSEN kürzlich mit seinen Abnehmerfolgen durch intermittierendes Fasten im Magazin Stern titelte, wird den Trend weiter befeuern. Derweil laufen Studien dazu, ob und ggf. wie Intervallfasten sich in den Abnehmerfolgen von klassischen Diäten unterscheidet, u. a. in Deutschland die kürzlich abgeschlossene HELENA-Studie des DKFZ in Heidelberg.

Die ERNÄHRUNGS UMSCHAU wird Sie zu diesem Thema auf dem Laufenden halten.

1 Stange R (2017) Fasten – präventiv, therapeutisch, kontinuierlich, intermittierend? Ernährungs Umschau 64: M630–M638
2 Siener R (2011) Säure-Basen-Haushalt und Ernährung. Ernährungs Umschau 58: 562–568



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 4/2018 auf Seite M184.

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