Milchverzehr: Zwischenergebnisse zum Projekt „Update: Milch – Neues aus der Wissenschaft“

Das Institut für Evidenz in der Medizin (IfEM) am Universitätsklinikum Freiburg hat im Rahmen des Projekts „Update: Milch – Neues aus der Wissenschaft“ eine Netzwerkmetaanalyse mit insgesamt 19 randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) und 1427 Teilnehmenden zum Thema Milch und Milchprodukte und kardiometabolische Risikofaktoren durchgeführt [1]. Beteiligt sind außerdem das Institut für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München (TUM) und das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) [2].

© Elena Medoks/iStock/Getty Images Plus
© Elena Medoks/iStock/Getty Images Plus

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Milchprodukten sind aufgrund uneinheitlicher Studienergebnisse immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit und Netzwerkmetaanalyse (NMA) war es daher, die Auswirkungen verschiedener Milchprodukte auf Marker der kardiometabolischen Gesundheit zu vergleichen.
Um einen Überblick über die wissenschaftlich gesicherten Ergebnisse zu bekommen, wurde eine systematische Suche in drei Datenbanken durchgeführt (MEDLINE, Cochrane Central Register of Controlled Trials [CENTRAL] und Web of Science; Suchdatum: 23. September 2022). Diese Studie umfasste 19 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit einer Interventionsdauer von ≥ 12 Wochen, in denen zwei der in Frage kommenden Interventionen miteinander verglichen wurden (z. B. hoher Konsum von Milchprodukten [≥ 3 Portionen/Tag oder die gleiche Menge in Gramm pro Tag], Vollmilchprodukte, fettarme Milchprodukte, natürlich fermentierte Milchprodukte und Milchprodukte mit niedrigem Milchkonsum/Kontrolle [0–2 Portionen/Tag oder übliche Ernährung]). Eine paarweise Metaanalyse und NMA unter Verwendung eines Modells mit zufälligen Effekten wurde im frequentistischen Rahmen (objektive Wahrscheinlichkeit) für 10 Outcomes durchgeführt (Körpergewicht, BMI, Fettmasse, Taillenumfang, Cholesterin niedriger Dichte, Cholesterin hoher Dichte, Triglyzeride, Nüchternblutglukose, glykiertes Hämoglobin und systolischer Blutdruck).
Die Studie zeigt, wer Milch oder Milchprodukte wie Joghurt und Käse zu sich nimmt, braucht kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu befürchten. Denn der Konsum von Milch oder Milchprodukten hatte weder nachteilige Auswirkungen auf Körpergewicht, noch auf Blutfette oder Blutdruck. Sowohl fettarme als auch vollfette Milchprodukte verbesserten den systolischen Blutdruck, können aber gleichzeitig die Blutglukosekontrolle beeinträchtigen. Vollfettmilchprodukte können das HDL-Cholesterin im Vergleich zu einer Kontrolldiät erhöhen. Der Konsum von Joghurt scheint insgesamt etwas günstiger zu sein als der von Milch. Joghurt verbesserte demnach den Taillenumfang, die Triglyzeride und das HDL-Cholesterin im Vergleich zu Milch.
Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es kaum belastbare Daten dafür gibt, dass ein höherer Milchkonsum nachteilige Auswirkungen auf Marker der kardiometabolischen Gesundheit hat.

Literatur
1. Kiesswetter E, Stadelmaier J, Petropoulou M, et al.: Effects of dairy intake on markers of cardiometabolic health in adults: a systematic review with network meta-analysis. Adv Nutr 2023;14(3): 438–50.
2. Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn): Zwischenergebnisse zum Projekt „Update: Milch“. Milch ist unbedenklich für das Herz. www.kern.bayern.de/wissenschaft/331771/index.php  (last accessed on 19 September 2023).



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2023 auf Seite M597.

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