Sekundäre Pflanzenstoffe: Bitterrezeptor an entzündungshemmender Wirkung von Resveratrol beteiligt?

Resveratrol ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der v. a. in roten Trauben und im Japanischen Staudenknöterich enthalten ist. Seine synthetische Variante ist seit 2016 in der EU als Lebensmittelzutat zugelassen.

© romrodinka/iStock/Getty Images Plus
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Bittere Lebensmittelinhaltsstoffe wie Resveratrol beeinflussen nicht nur den Geschmack einer Speise, sondern entfalten oft physiologische Wirkungen. Wie verschiedene zellbasierte sowie klinische Studien an PatientInnen mit Stoffwechselerkrankungen zeigen, vermindert Resveratrol die Freisetzung von Signalstoffen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Eine aktuelle Kooperationsstudie an der TU München und der Universität Wien untersucht die Beteiligung von Bitterrezeptoren an diesem Effekt. Das Team um Studienleiterin Veronika Somoza führte Versuche mit einer menschlichen Zelllinie durch, die einer Zahnfleischbiopsie entstammt. Die Zellen dieser Zelllinie sind ein geeignetes Testsystem, um Wechselwirkungen zwischen Bitterstoffen, Bitterrezeptoren und der Freisetzung von Entzündungsmarkern zu untersuchen, denn sie verfügen über aktive Bitterrezeptorgene und sind zudem immunkompetent. Behandelt man die Zellen mit Oberflächenantigenen von Bakterien, die Zahnfleischentzündungen auslösen, setzen sie quantifizierbare Mengen des Entzündungsmarkers Interleukin-6 frei.

In der aktuellen Studie [1] reduzierte Resveratrol die freigesetzte Menge an Entzündungsmarkern um etwa 80 %. Eine zusätzliche Gabe der bitter-maskierenden Substanz Homoeriodictyol verringerte diesen entzündungshemmenden Effekt um etwa 17 %. „Dies ist bemerkenswert, denn Homoeriodictyol ist eine natürliche Substanz, die nachweislich die über bestimmte Bitterrezeptoren vermittelte Bitterkeit von Nahrungsstoffen verringert. Zu diesen Rezeptoren zählt u. a. der Bitterrezeptor TAS2R50, den auch die Zellen unseres Testsystems exprimieren“, erklärt Somoza. „Diese Beobachtung und zusätzlich von uns durchgeführte Knock-down-Experimente sowie computergestützte Struktur-Funktions-Analysen legen nahe, dass dieser Rezeptortyp an der Vermittlung der entzündungshemmenden Resveratrol-Wirkung beteiligt ist.“ Spannend sei zukünftig die Frage, ob Bitterstoffe und Bitterrezeptoren im Hinblick auf entzündliche Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose eine Rolle spielen könnten, so Somoza weiter.

Literatur:
1. Tiroch J, Sterneder S, Di Pizio A, et al.: Bitter sensing TAS2R50 mediates the trans-resveratrol- induced anti-inflammatory effect on Interleukin 6 release in HGF-1 cells in culture. J Agric Food Chem 2021; DOI: 10.1021/ acs.jafc.0c07058.

Synthetisch hergestelltes trans-Resveratrol ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und ausschließlich für Erwachsene bestimmt. Die empfohlene max. tägliche Aufnahmemenge liegt bei 150 mg, da es bei übermäßigem Konsum von 1 g Resveratrol pro Tag zu Durchfall oder anderen Störungen des Magen-Darm-Trakts kommen kann. Die gesundheitsfördernden Wirkungen werden zurzeit untersucht und lassen sich noch nicht abschließend beurteilen.

Quelle: Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie, Pressemeldung vom 02.03.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2021 auf Seite M377.

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