GVF-Workshop: Vegane Ernährung und Vitamin B12

Rege Diskussion: Sollte neben VeganerInnen auch der Allgemeinbevölkerung empfohlen werden, regelmäßig den Ernährungsstatus ärztlich überprüfen zu lassen und Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen? © Casanowe/iStock/Getty Images Plus
Rege Diskussion: Sollte neben VeganerInnen auch der Allgemeinbevölkerung empfohlen werden, regelmäßig den Ernährungsstatus ärztlich überprüfen zu lassen und Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen? © Casanowe/iStock/Getty Images Plus

Vitamin B12 im Alter

Prof. Helmut Heseker (Uni Paderborn), legte dar, dass besonders im Alter die VB12-Versorgung überprüft werden sollte, da oftmals mehrere Mangelursachen gleichzeitig bestehen: Mundtrockenheit, zu wenig Magensäure und Pepsin oder Einnahme von Magensäureblockern (wodurch an Protein gebundenes VB12 nicht ausreichend freigesetzt werden kann), zu geringe IF-Konzentrationen, verringerte Gallensäuresezernierung u. v. m. Daher sollte auch nicht die Zufuhr, sondern die Versorgungssituation anhand klinisch-chemischer Messwerte beurteilt werden, welche auch evtl. Absorptionsstörungen berücksichtigen. Über die Kostenfrage im Gesundheitssystem für solche Diagnostik, ab wann, für wen, wie oft, diskutierten die TeilnehmerInnen und ReferentInnen.

DGE-Position „Vegane Ernährung“

Prof. Anja Kroke, HS Fulda, besprach mit den TeilnehmerInnen sehr offen die DGE-Position1 zu veganer Ernährung. Hinsichtlich des eher zurückhaltenden Konsens in der DGE-Position (vegane Ernährung wird nicht nicht empfohlen) gab sie zu bedenken, dass in den USA, Australien und Großbritannien die Verhältnisse andere sind: zahlreiche angereicherte Lebensmittel bedingen, dass die Nährstoffversorgung in der (veganen) Bevölkerung eine andere Grundlage habe als hierzulande. Zudem untersagt bspw. die EG-Öko-Verordnung die Anreichung von Lebensmitteln wie Pflanzendrinks mit einzelnen Nährstoffen, dies ist nur für konventionelle Produkte erlaubt.

VeganerInnen: In Vergleich zu wem?

Aus epidemiologischer Sichtweise stellte Prof. Kroke nicht nur in Bezug auf die verschiedenen Positionen der Fachgesellschaften wiederholt die Frage: In Vergleich zu wem? Sondern auch: Werden VeganerInnen mit einer theoretisch optimalen Ernährungsweise vergleichen oder mit dem Bevölkerungsdurchschnitt, für den auch bzw. andere Nährstoffe kritisch sind? Hier wurde rege diskutiert, warum zwar VeganerInnen empfohlen wird, regelmäßig den Ernährungsstatus ärztlich überprüfen zu lassen und eine Ernährungsfachkraft zu konsultieren – nicht jedoch der Allgemeinbevölkerung, in der viele auch bzw. gerade unter Mischkost über- und/oder fehlernährt sind.


Vegane Kitaverpflegung

Einblicke in eine der ersten drei veganen Kitas in Deutschland gab Tim Ritzheim, der für seine Bachelorarbeit Speisepläne einer dieser Kitas analysiert hatte. Interessant: Auch ein großer Anteil an „Nicht-VeganerInnen“ melden ihre Kinder in veganen Kitas an. Im Betreuungsvertrag der von Ritzheim ausgewählten Kita wird festgehalten, dass die Eltern bei veganer Ernährung für die VB12-Supplementierung sorgen müssen. Zusammenfassend sprach sich Ritzheim für eine von den entsprechenden Fachgesellschaften erstellte, fundierte Speiseplancheckliste2 für vegane (Mittags)Verpflegung für Kinder und Jugendliche aus.

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