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Wissen is(s)t Macht: Ernährungskompetenz in D-A-CH

  • 02.06.2021
  • News
  • Redaktion

Ernährung ist ein Schlüsselproblem der Menschheit und bedarf einer zukunftsweisenden Grundbildung für alle 10- bis 14-Jährigen. Zu diesem Schluss kam das forum. ernährung heute im Rahmen der Veranstaltung f.eh im Dialog.

Die Veranstaltung warf einen Blick auf den Status quo der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen und diskutierte mögliche Handlungsansätze.

In den österreichischen Grundschulen werden Inhalte aus der Ernährungs- und Verbraucherbildung im Sachunterricht aufgegriffen. An der AHS-Unterstufe sind „Ernährung und Haushalt“ nicht als Pflichtgegenstand vorgesehen. Es kann zwar die unverbindliche Übung Ernährung angeboten werden, aber das scheitert praktisch an der fehlenden Ausstattung der Gymnasien mit Schulküchen. In den Mittelschulen sind Ernährung und Haushalt wiederum ein Pflichtfach mit einer Wochenstunde. „Ernährungsbildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer zeitgemäßen, zukunftsweisenden Grundbildung für alle 10- bis 14-Jährigen. Insofern ist es unverständlich, dass trotz der hohen Bedeutung der Lerninhalte nur eine Pflichtstunde im gesamten Stundenkontingent der Pflichtschule zugestanden wird“ betonte Rim Abu Zahra-Ecker (PH Oberösterreich).

In den allgemein-bildenden Schulen der deutschen Bundesländer ist Ernährungsbildung in der Regel im Wahlpflichtbereich angesiedelt. Fachdidaktische Konzepte wie die Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in allgemein-bildenden Schulen (REVIS) sind in den Bildungsplänen entweder nicht oder fehlerhaft enthalten. „Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren eine Ernährungs- und Verbraucherbildung von der Volksschule bis zum Gymnasium mit einem kompetenzorientierten Lehrplan verankert haben. Das soll es den Schülern ermöglichen, eigenständige Meinungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten für die alltägliche Lebensführung zu erwerben“, so Kirsten Schlegel-Matthies (Universität Paderborn).

Mit der Einführung des Deutschschweizer Lehrplans 21 (D-LP21) für die Volksschule erfährt die hauswirtschaftliche Bildung in der Schweiz eine Neuakzentuierung und wird durch das REVIS-Curriculum maßgeblich mitbestimmt. Fachliche und überfachliche Kompetenzen in Ernährung und Konsum werden über alle Schuljahre inkl. Kindergarten kumulativ aufgebaut, damit verfügt die Schweiz über ein schlüssiges Gesamtkonzept. „Mit kompetenzfördernden Aufgabensets durchlaufen Lernende einen Verstehens-orientierten Lernprozess und entwickeln Kompetenzen“, so Susanna Holliger (PH Bern).

Anschließend diskutierten die Expertinnen Elisabeth Hauer-Banas (Universität Wien) und Johanna Michenthaler (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) notwendige Maßnahmen, um eine umfassende Ernährungsbildung etablieren zu können. Sie verwiesen dazu auch auf den Referenzrahmen für die Ernährungs- und Verbraucherbildung in Österreich, der folgende fachspezifische Kernkompetenzen konkretisiert: die Fähigkeit und Bereitschaft, Essverhalten zu reflektieren, sich (und andere) bedarfsgerecht (vollwertig) zu ernähren, eine empfehlenswerte Lebensmittelauswahl zu treffen, Nahrung qualitätssichernd zuzubereiten und den Essalltag gesundheitsförderlich und nachhaltig zu gestalten. „Daraus ausgewählte Problemstellungen sollen vom Fachunterricht Ernährung aufgegriffen und im Unterricht thematisiert werden, denn Basiswissen im Bereich Ernährung wird immer seltener zuhause vermittelt […]. Die Corona-Krise hat dabei die Bildungsschwachpunkte offengelegt, die nun in Schwerpunkte umgewandelt werden sollten. Dazu braucht es jedoch kompetente Fachreferenten, die wissenschaftlich fundiert Wissen vermitteln. Die Inhalte müssen zudem didaktisch reduziert werden können, um sie in den Schulen auch praktisch einsetzen zu können“, betonte Michenthaler. Hauer-Banas wiederum verwies auf die gesellschaftlichen Anforderungen, die in der Praxis endlich auch umgesetzt werden sollten: „Es gibt eine etwas schizophrene Einstellung in unserer Gesellschaft. Obwohl wir theoretisch wissen, wie wichtig Ernährung ist, wird das Thema in der Praxis oft in den Privatbereich gestellt. […] Um die wichtigen Ziele umzusetzen, wäre eine Stundenanzahl von mindestens zwei Stunden in der Schullaufbahn für den gesamten Sekundarstufenbereich erforderlich.“


Quelle:
forum. ernährung heute, Pressemeldung vom 27.05.2021

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